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Landeshauptstadt: Kein Zutritt zu Todeszellen

Gedenkstätte KGB-Gefängnis ab 1. Mai geöffnet „Requiem“ am Vorabend

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Gedenkstätte KGB-Gefängnis ab 1. Mai geöffnet „Requiem“ am Vorabend Nauener Vorstadt - In ihrem „Requiem“ klagt Anna Achmatowa die stalinistischen Verbrechen an, die auch in der Familie und im Freundeskreis der Dichterin Todesopfer forderten. Das zwischen 1934 und 1957 entstandene weltbekannte Poem wird am kommenden Sonnabend ab 18 Uhr in der Friedenskirche auf Russisch und Deutsch vorgetragen. Sprecherinnen sind Olga Danilowa und Rita Grote vom Russischen Theater Berlin. Dazu spielt Prof. Peter Schwarz Orgelmusik von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Johann Sebastian Bach. Das Benefizkonzert wird zugunsten der Gedenk- und Begegnungsstätte Ehemaliges KGB-Gefängnis veranstaltet, die am 1. Mai, 11 Uhr, wieder ihre Türen öffnet. Auf der Eröffnungsveranstaltung wird der ehemalige Workuta-Häftling Horst Schüler sprechen, heute Vorsitzender der Opferverbände des Stalinismus. Das Gebäude in der Leistikowstraße 1 ist das einzige in Deutschland im Original erhaltene Zeugnis stalinistischen Terrors. Hier wurden ab 1945 Tausende vorwiegend junge Deutsche, aber auch sowjetische Militärangehörige, unter teils absurden Anschuldigungen inhaftiert. In den Kellerzellen warteten sie gequält und gefoltert auf ihre Erschießung oder die langjährige Verbannung in das sibirische Straflager Workuta. Seit der Rückgabe durch die sowjetischen Besatzer 1994 bemüht sich ein Personenkreis, der sich im Vorjahr zu einem Förderverein zusammengeschlossen hat, um den Erhalt des stark verfallenen Gebäudes und seine offizielle Anerkennung als Gedenkstätte. Wie der stellvertretende Vereinsvorsitzende, der Berliner Historiker Richard Buchner, den PNN mitteilte, hat vor wenigen Tagen im Rathaus zum wiederholten Male eine Gesprächsrunde stattgefunden, auf der Vertreter des Kulturministeriums, der Stadtverwaltung, von Stiftungen und Vereinen erneut ihren Willen bekundeten, die Gedenkstätte zu erhalten. Zusagen zur Kostenübernahme gab es aber auch diesmal nicht. Dazu soll nun ein Antrag gestellt und bis Herbst entschieden werden. Vorrangig wäre das Aufbringen eines neuen Notdachs. Der Verein hat bisher Spenden in fünfstelliger Höhe zusammengetragen. An der Dachreparatur will sich auch der Hauseigentümer, der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein, beteiligen. Nicht betreten werden kann weiterhin das Herzstück der Gedenkstätte, der Keller mit den Todeszellen. Er ist bauaufsichtlich gesperrt. Dass dafür eine DIN-gerechte Treppe gefordert wird, können Besucher und Vereinsmitglieder nicht nachvollziehen. In dieser Saison muss das ehemalige KGB-Gefängnis weiter unter den unzulänglichen Bedingungen betrieben werden. Dennoch wird der Verein das Haus am Wochenende jeweils von 11 bis 17 Uhr offen halten, Gruppenführungen finden auf Anmeldung auch an anderen Tagen statt. Für den 17. Juni und den 13. August sind Zeitzeugengespräche vorgesehen. Am 18. Mai wird der ehemalige Häftling Reinhard Pöller seinen in Buchform erscheinenden Erlebnisbericht vorstellen. Weiter fortgeführt wird die Schülerprojektwerkstatt. Im Obergeschoss zeigt die Potsdamer Gruppe von amnesty international (ai) eine neue Ausstellung über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien und Nordkorea. Christian Albroscheit (Vereinsvorsitzender) Tel. 0173/6043653, Richard Buchner, Tel. 030/8012471, Waldtraud Börner, Tel. 0331/711290; Schülerprojektwerkstatt: Catrin Eich, Tel. 0331/2015714

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