zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Keine Angst vorm Ende

Fünfter Potsdamer Hospiz-Tag auf Hermannswerder

Stand:

Hermannswerder - Jeder wird ihn treffen, den Tod. Doch bis es soweit ist, will niemand etwas von ihm wissen. „Es geht immer noch um Enttabuisierung“, sagte Gudrun Thielking-Wagner am Rande des fünften Hospiz-Tages. Das Motto „Trau´ dich zu trauern - Trauern gehört zum Leben“ sei als Aufruf zu verstehen, den Tod wieder stärker als Teil des Lebens zu sehen.

Organisationen wie die Landesarbeitsgemeinschaft onkologische Versorgung Brandenburg (LAGO), deren Geschäftsführerin Thielking-Wagner ist, oder der Potsdamer Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst (HPP) mit Sitz in Babelsberg setzen sich für eine aktive Begleitung auf dem letzten Lebensweg ein. Der von ihnen organisierte Fachtag für 400 Ärzte, Pflegekräfte und Laien im Tagungshaus BlauArt soll das Netzwerk vergrößern und das Thema in die Gesellschaft zurückbringen.

Denn, mahnte Hartmut Reiners, zuständiger Referent beim Sozialministerium, in seiner Begrüßungsrede, die demografische Entwicklung zeige, dass der Betreuungsbedarf zunehme. Der Deutsche werde immer älter.

„Wir nennen es nicht Sterbebetreuung, sondern Lebensbegleitung“, erklärte Heike Borchardt vom HPP die Arbeit ihrer ehrenamtlichen Helfer. Heute tue man häufig so, als ob der Sterbende bereits tot sei, sagt die diplomierte Sozialarbeiterin. Im letzten Abschnitt des Lebens bemühen sich die 60 Pflegekräfte, dass der Sterbende sich nicht alleine fühle und auch für Spaß empfänglich bleibe, so er das wolle. Den Helfern selbst bringe die Arbeit eine Gelassenheit, mit der sich auch das eigene Ende betrachten lasse, so Borchardt. Angst werde abgebaut.

Der HPP betreibt in Babelsberg einen ambulanten Hospizdienst und lädt zweimal im Monat zum „Trauercafé“. Die Mitarbeiter betreuen Sterbende zu Hause, in Krankenhäusern oder in Hospizen. Diese Häuser, wie sie in Brandenburg (Havel) und Lehnin schon existieren, wollen das Sterben für alle Betroffenen so angenehm wie möglich machen. Dazu gehört auch die Palliativmedizin, die nicht mehr die Heilung zum Ziel hat, sondern lindernd wirken soll.

Die moderne Hospizbewegung und die professionelle Pflege von Sterbenden nahm ihren Anfang in den 60er Jahren in Großbritannien, das erste Hospiz in Deutschland wurde in den 80er Jahren gegründet.

Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller fühlt sich seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2003 mit der Hospizbewegung verbunden. Seitdem setzt sich die Beigeordnete für ein stationäres Hospiz in der Landeshauptstadt „mit der Ausdauer einer Marathonläuferin“ ein, wie sie den Tagungsteilnehmern versicherte. Als ersten Schritt dazu betrachtet die Beigeordnete die Einrichtung einer Palliativstation im Klinikum Ernst von Bergmann. Die zehn Betten werden voraussichtlich 2009 zur Verfügung stehen. MH

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })