Landeshauptstadt: Keine Chance für „Kari“
Letzter Versuch gescheitert: Wikingerboot stellt auch Charterfahrten über die Potsdamer Gewässer ein
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Das Wikingerboot „Kari“ hat sein rostrotes Segel eingezogen. Seit mehr als vier Wochen liegt es ungenutzt am Kai des Wasser- und Schifffahrtsamtes im Jungfernsee. Damit scheint auch der letzte Versuch gescheitert, das Boot auf den Potsdamer Gewässern zu halten. Nachdem der Fährverkehr zwischen der Matrosenstation „Kongsnaes“ an der Schwanenallee und der Sacrower Heilandskirche bereits im Vorjahr eingestellt worden war, sollte die „Kari“ für Charterfahrten genutzt werden. Doch damit konnte sich Betreiber Peter Borrmann wirtschaftlich nicht über Wasser halten.
Die Einstellung der Fahrten bedeutet auch eine Niederlage für den Schiffseigner, den Evangelischen Verein zur Förderung der Initiativen gegen Arbeitslosigkeit (eviga) Berlin-Steglitz. Zunächst hatten arbeitslose Jugendliche das Boot nachgebaut. Es handelt sich dabei um eine Kopie eines 1200 Jahre Wikingerschiffs des Gokstadt-Typs, das 1880 im norwegischen Sande-Fjord ausgegraben worden war. Auch für den Fährbetrieb sollten junge Arbeitslose eingesetzt und damit wieder in Lohn und Brot gebracht werden. Die eviga-Initiative war bei der Inbetriebnahme der Fähre im Mai 2003 von Ministerpräsident Matthias Platzeck und Oberbürgermeister Jann Jakobs (beide SPD) hoch gewürdigt worden.
In der ersten Saison nutzten rund 10 000 Passagiere das Angebot. Doch der Anfangserfolg hielt nicht an. Die Zahl ging bis 2006 auf 6500 zurück. Peter Borrmann gab daran der Potsdamer Weissen Flotte die Hauptschuld. Sie hatte den Steg in Sacrow an den Wochenenden bis zum späten Nachmittag für die „Kari“ gesperrt, um ihn in dieser Zeit ausschließlich für ihre eigenen Schiffe zu nutzen. Außerdem habe sie für das Anlegen zu hohe Gebühren verlangt. Den Bau eines Pontonstegs am Sacrower Ufer, der die „Kari“ von der Weissen Flotte unabhängig gemacht hätte, lehnte die Schlösserstiftung mit Hinweis auf eine Störung der Sichtachsen ab.
Auch die Stadtverwaltung griff der „Kari“ nicht unter die Arme. Auf Schreiben an das Amt für Wirtschaftsförderung und die Stadtwerke erhielt Borrmann nicht einmal eine Antwort. Ebenso wenig erfolgreich war er bei der Sponsorensuche.
Der gelernte Binnenschiffer hat seinen Vertrag mit eviga aufgelöst und arbeitet wieder in seinem Beruf. Er ist zur Zeit mit einem Frachtkahn nach Stettin unterwegs. Die Aufgabe der „Kari“ bedeute einen Rückschlag für die Bemühungen, den Touristen an der ab 1892 unter Kaiser Wilhelm II. in norwegischer Holzarchitektur errichteten Matrosenstation Kongsnaes ein Stück „Norwegen in Potsdam“ nahe zu bringen, erklärte er. Eviga werde nun versuchen, einen Käufer für das Wikingerschiff zu finden.
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