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Universität Potsdam: Keine eigene Fakultät für jüdische Theologie

Universität Potsdam will die Rabbinerausbildung als Mischlösung aus Institut und Kolleg realisieren.

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Potsdam - Walter Homolka ist zufrieden. Der Rabbiner und Direktor des Abraham Geiger Kollegs an der Potsdamer Universität steht kurz vor dem Ziel. Zwar wird die jüdische Theologie in Deutschland nicht mit einer eigenen Fakultät an einer Hochschule gestärkt. Jedoch will die Universität Potsdam eine Schule für jüdische Theologie innerhalb der Philosophischen Fakultät und ein interdisziplinäres Kolleg für religiöse Studien und jüdische Theologie gründen.

„Eine Fakultät ist kein Muss. Auch mit der Hybridlösung aus Institut und Kolleg wird die nötige Autonomie und Vernetzung der jüdischen Theologie gewährleistet“, sagt Homolka. Im Herbst hatte der Rabbiner die rot-rote Landesregierung in Brandenburg gedrängt, eine eigenständige jüdische Fakultät an der Uni Potsdam zu gründen. Zugleich hatte er mit Thüringen und Bayern über eine Fakultät verhandelt. An der Universität Potsdam gibt es bislang ein säkulares Institut für jüdische Studien mit derzeit etwa 300 Studenten sowie das Abraham Geiger Kolleg. In dem An-Institut der Universität werden Rabbiner und Kantoren für jüdische Gemeinden in ganz Europa ausgebildet. In der Debatte über die Gründung einer Fakultät hatte die Uni einen Arbeitskreis gebildet, der letztlich die Variante aus Schule und Kolleg vorschlug.

Auch die Hochschulstrukturkommission hatte empfohlen, ein Institut an der Philosophischen Fakultät zu gründen. Eine Kleinstfakultät wäre ein Fremdkörper an der Uni. Der Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Julius H. Schoeps, hält für die Ausbildung von Rabbinern allerdings eine eigenständige theologische Fakultät für unabdingbar. „Das sollte allerdings nicht im Rahmen einer Philosophischen Fakultät geschehen“, sagte er dieser Zeitung. „Seit dem Mittelalter wissen wir, dass die Theologie und die ,säkularen’ Wissenschaften nicht miteinander vermengt, sondern möglichst voneinander getrennt sein sollten.“ In diesem Punkt solle man nicht eine Entscheidung treffen, die zwangsläufig Konflikte zur Folge haben werde.

Uni-Präsident Oliver Günther erklärt hingegen, dass eine eigenständige Fakultät aufgrund der Größenordnungen schwer darstellbar gewesen sei. Die Zahl der künftigen Rabbiner sei zu klein, um eine Fakultät zu rechtfertigen. Deshalb sei nach Alternativen gesucht worden. Die künftigen Professoren sollen konfessionell gebunden sein. „Die Schule bekommt spezielle Autonomierechte aufgrund ihrer besonderen Rolle, ist aber Teil der Philosophischen Fakultät“, so Günther. Das zusätzlich geplante Kolleg solle als zentrale wissenschaftliche Einrichtung direkt an den Universitätspräsidenten gebunden werden. Es werde Kollegen aus allen Fakultäten vereinen, die sich dem Thema verpflichtet fühlten. Das Kolleg solle säkulare und theologische Forschung unter einem Dach zusammenführen und so dem besonderen Charakter der religiösen Studien und jüdischen Theologie gerecht werden.

Den Vorschlag diskutiert die Uni derzeit mit dem Wissenschaftsministerium. „Ich bin recht optimistisch, dass das angenommen wird“, so Günther. Allerdings müsse auch geklärt werden, wie die Schule finanziert wird. „Da brauchen wir frisches Geld“, betont der Präsident. Beim Ministerium seien bereits drei zusätzliche Professuren angemeldet worden. Diese müssten langfristig aus dem Landeshaushalt finanziert werden. Homolka bekräftigt die Forderung: Jetzt sei Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) am Zug. Sie müsse für die Finanzen und Gesetzesänderungen sorgen. Wie Kunst zu den Plänen steht, ist noch offen. Aus Sicht von Günther ist bis Ende des Jahres eine Einigung möglich. Im Herbst 2013 könnte man dann beginnen. (mit Kix)

Susann Fischer

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