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Landeshauptstadt: Keine Entwarnung für Groß Glienicke

Immer noch coliforme Keime im Trinkwasser nachweisbar / Tendenz nach Spülung rückläufig

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Groß Glienicke – In Groß Glienicke gilt weiterhin das Abkochgebot. Nachdem am Dienstagvormittag bei Routinekontrollen im Trinkwasser coliforme Erreger nachgewiesen worden waren, wurde die Bevölkerung über die Vorsichtsmaßnahmen informiert. Parallel dazu hatten Mitarbeiter der städtischen Energie- und Wasser-Gesellschaft (EWP) mit der Ursachensuche begonnen – den Angaben des Stadtwerke-Sprechers Stefan Klotz zu Folge bisher allerdings ohne Ergebnis.

Die Groß Glienicker haben sich unterdessen mit dem Ausnahmezustand arrangiert. „Das macht uns eine Menge mehr Arbeit“, sagt Cindy Kraemer, Filialleiterin der Bäckerei Exner im Einkaufszentrum. Man habe zunächst überlegt, wo die Lebensmittel Berührung mit Leitungswasser haben. So stünden beispielsweise Eisportionierer und Kuchenschneidemesser immer im Wasser. „Das haben wir gleich nach Eingang der Warnung ausgetauscht“, erzählt die Filialleiterin. Der Kaffeeautomat blieb gestern aus, weil er die nötige Abkochzeit nicht erreiche. Im benachbarten Hotel Albrechtshof haben die derzeit 27 Übernachtungsgäste am Dienstagabend Mineralwasserflaschen sowie den Informationszettel der Stadtwerke vorgefunden. Auch habe man nur mit abgekochtem Wasser den Morgenkaffee zubereitet und den Samowar für die Teetrinker bestückt, sagte eine Mitarbeiterin.

Der Pächter des Getränke Hoffmann im Einkaufszentrum, Bernd Lorfing, scherzt mit seinen Kunden: „Keime im Trinkwasser und das bei den kräftigen Wasser- und Abwasserpreisen – da müsste es glatt einen Nachlass von den Wasserbetrieben geben.“ Lorfing hat den Handzettel der EWP an seiner Kasse befestigt: Als Kundenservice. Im Bekanntmachungkasten der Gemeinde hängt er nicht. Am Dienstag Nachmittag seien vom Kundenparkplatz vor seinem Laden aus „gut 20 Männer“ vom Ordnungsamt ausgeströmt und hätten alle Gewerbetreibenden informiert, erzählt der Getränkemann. Das Gesundheitsamt hatte zuvor schon „sensible Bereiche“ telefonisch in Kenntnis gesetzt. So erreichte auch die Kita Villa Kunterbunt in Trägerschaft der Kinderwelt gGmbH die Nachricht bereits gegen Mittag. „Wir haben die Kinder sofort aufgeklärt“, erzählt Kita-Leiterin Birgit Brückner. Man habe gleich „einen großen Pott“ Wasser abgekocht und auf Karaffen umgefüllt, die jetzt im Bad stehen. „Die Kinder wissen, dass sie jetzt nur noch unter Aufsicht Zähne putzen dürfen“, so die Kita-Leiterin. Für eine Kundin der Apotheke „Drei Linden“ kam die Nachricht über die Kolibakterien im Leitungsnetz offenbar zu spät. Sie leidet seit gestern Morgen unter Durchfall-Attacken. „Haben Sie Wasser getrunken“, fragt Apotheker Burghard Heinzel nach. Ja, den ganzen Tag, beklagt die kranke Frau. Sie habe erst am Dienstagabend den Infozettel der EWP aus ihrem Briefkasten gezogen. Ursache für die Verunreinigung sei wahrscheinlich ein Defekt im Rohrnetz, sagt der Apotheker. In der Nacht zu Dienstag sei zumindest in Haushalten an der Seepromenade auch für kurze Zeit die Wasserversorgung unterbrochen gewesen. Ähnliches vermutet auch Potsdams Amtsärztin Karola Kaiser. Womöglich habe ein Rohrbruch zum Einspülen der Fäkalien in die Frischwasserleitung geführt. Der Spitzenwert bei den genommenen Proben habe bei 30 coliformen Keimen pro 100 Milliliter Wasser gelegen, so Kaiser. Der Grenzwert liege bei Null. Inzwischen sinke die Zahl der Erreger, sagt die Amtsärztin. Das sei auch auf das Spülen des Rohrnetzes mit Frischwasser zurückzuführen. Eine Entwarnung gebe es aber noch nicht.

Nicola Klusemann

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