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Landeshauptstadt: „Keine Glühweinstraße“

Der Vorsitzende der AG Innenstadt, Manfred Gerdes, über die Weihnachtsmarktpläne für dieses Jahr

Stand:

Herr Gerdes, Sie haben sich am Dienstag mit dem Betreiber Coex des kritisierten Weihnachtsmarktes in der Brandenburger getroffen. War das eine Krisensitzung?

Nein, die Sitzung war schon seit mehreren Wochen geplant. Außerdem sind wir von einer Krise weit entfernt, denn der Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“ funktioniert gut und ist auch bei Besuchern sehr beliebt. Wir haben jedes Jahr 800 000 bis eine Millionen Besucher, außerdem ist der Markt erst letztes Jahr prämiert worden. Deshalb ist die Kritik von Raimund Jennert dem Chef der Potsdam-Marketing und Service GmbH auch vollkommen haltlos.

Worum ging es dann in der Sitzung?

Es ist üblich, dass sich der Vorstand der AG Innenstadt jedes Jahr mit dem Betreiber zusammensetzt, um die Planungen zu besprechen. Ich finde es auch wichtig, dass man immer wieder kritisch schaut, was man noch optimieren kann.

Viele Akteure haben für den Alten Markt als Standort für einen Weihnachtsmarkt plädiert. Wurde darüber gesprochen?

Ja, und wir sind uns einig, dass der Alte Markt ein interessantes Projekt für die Zukunft ist. Wir können uns gut vorstellen, das zusammen mit der Coex zu betreiben. Aber das steckt noch in den Kinderschuhen und ist kein Thema für 2017. Aber ich kann mir vorstellen, 2018 durch kleinere Veranstaltungen zu testen, wie der Standort angenommen wird. Solche Probeläufe sind wichtig, um Erfahrungswerte zu sammeln und dann planen zu können. Aber das wäre in jedem Fall eine Ergänzung, kein Ersatz zur Brandenburger Straße. Es ist keine Option, diesen akzeptierten und hoch frequentierten Markt abzuschaffen, außerdem ist der Alte Markt gar nicht dafür geeignet.

Wie wichtig ist der Weihnachtsmarkt für den Einzelhandel?

Dezember ist der Hauptumsatzmonat im Jahr. Unser Ziel als Händlervertreter ist es natürlich, dass der Einzelhandel von dem Weihnachtsmarkt profitieren soll.

Schon seit Jahren werden die Dichte der Stände und der Zugang zu den Läden diskutiert. Wird es hier Änderungen geben?

Wir haben uns mit der zentralen Frage beschäftigt, wie wir den Markt entzerren können. Wir wollen mehr Raum lassen, nicht alle Geschäfte zustellen und die Schaufenster verdecken. Schon in diesem Jahr wird es weniger Stände geben, aber das heißt nicht, dass die Qualität sinkt. Es ist mir wichtig, dass der Mix stimmt. Das soll ja keine Glühweinstraße werden. Stattdessen sollte der Schwerpunkt eher auf Kunsthandwerk liegen.

Sind weitere Veränderungen geplant?

Eine Idee ist es, Dekoelemente auch in die Geschäfte hinein zu bringen, um ein engeres Miteinander zu schaffen zwischen Ständen und Läden. Außerdem würde ich gerne hinter den Ständen die blaue Beleuchtung fortsetzen. Dazu kommen kleinere Veränderungen, wie noch konsequentere Kontrollen der Stände in Bezug auf Sauberkeit und Ordnung, mehr Toiletten oder auch die Verkleidung der Müllecken mit dekorativem Fleece.

Entstehen dadurch zusätzliche Kosten?

Ja, die Erweiterung des Beleuchtungskonzepts und ähnliche Ideen erfordern natürlich Investitionen, aber die lohnen sich. Ich wünsche mir von der Stadt, dass sie hier das Geld, das sie über die Standgebühren einnimmt, wieder reinvestiert.

Sollen die Sicherheitsvorkehrungen erhöht werden?

Nein, es wird keine grundsätzliche Verstärkung der Sicherheit geben, nur kleinere Optimierungen, die wir eng mit den entsprechenden Behörden abstimmen, denn das Sicherheitskonzept machen nicht wir. Zum Glück ist das für uns bisher in Potsdam kein Thema.

Sind schon besondere Projekte für dieses Jahr geplant?

Wir denken über verschiedene Aktionen nach wie einen Seniorentag, an dem die älteren Menschen dem Massengewimmel entgehen können. Oder auch, gemeinsam mit Hilfsorganisationen, eine Aktion für benachteiligte Kinder.

Das Gespräch führte Sandra Calvez

Manfred Gerdes (63), ist seit Ende April Vorsitzender der AG Innenstadt. Er ist selbstständiger Unternehmensberater, zuvor arbeitete er 30 Jahre in multinationalen Industriekonzernen.

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