Landeshauptstadt: Keine Hauptrolle für das Kronprinzenpaar
Erste „Krongut-Sommer-Festspiele“ mit rund 5000 Besuchern und einem Theaterstück ohne Titel
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Erste „Krongut-Sommer-Festspiele“ mit rund 5000 Besuchern und einem Theaterstück ohne Titel Von Klaus Büstrin Bornstedt – Die Turmuhr der nahe gelegenen Kirche schlägt 12 Uhr. Aus dem Off erklingt Musik, dann eine begrüßende Stimme, die dem Hofnarren König Friedrich Wilhelms I. gehören soll. Im Säulengang zwischen Herrenhaus und Gutsturm erscheint ein hochherrschaftliches Paar, begleitet von zwei Lakaien, die Schirme tragen, jeweils mit englischer und preußischer Fahne geschmückt. Ein „Regisseur“ eilt zu den Darstellern, um ihnen Anweisungen zu verpassen. Als alle endlich den richtigen Platz einnehmen, stellt sich die Dame dem spärlich erschienenen Publikum auf dem Krongut Bornstedt als die aus Großbritannien stammende Kronprinzessin Vicky vor, der jonglierende Mann an ihrer Seite sei Kronprinz Friedrich Wilhelm, der jedoch wegen einer Kehlkopferkrankung nicht reden könne. So werde sie seine Ansprache, die er an die Untertanen nur per Gesten richten könne, übersetzen. 99 Tage hat er auch nur als Kaiser Friedrich III. regiert. Eigentlich war das fast alles, was man über das Kronprinzenpaar in diesem als Theatervorstellung angekündigten Spektakel ohne Titel erfährt. Die Firma „Carnica – Historische Feste und Märkte“ wurde vom Krongut gewonnen, an drei Wochenenden eine theatrale Inszenierung während der „Sommer-Festspiele“ herauszubringen – rund 5000 Besucher zählte der Veranstalter am Sonnabend und Sonntag und war damit zufrieden. Neben artistischen und musikalischen Darbietungen, Ständen mit Speisen und Getränken und einem Feuerwerk am Abend spielt das Stück eine Hauptrolle. Mit dem Kronprinzenpaar wandelt der Besucher über das Gelände, wird in eine laienhaft konzipierte und dargestellte Zeitreise geführt, die jedoch wenig mit dem Krongut zu tun hat. Dagegen wird über Mode des 18. und 19. Jahrhunderts überlang palavert, tanzt man Menuett und Walzer und Friedrich II. und der Müller duellieren sich verbal auf Stelzen. Das kronprinzliche Paar inspiziert ein Militär-Zeltlager, in dem der Drill das Sagen hat. Beliebig sind der preußischen Historie Geschichten entnommen. Friedrich Wilhelms und Vickys Biografie aber würde viel Stoff für ein Theaterstück geben. So könnte man sich authentischer dem Krongut nähern.
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