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Von Guido Berg: Keine Kunst-Akademie in Villa Henckel

Projekt des „Malerfürsten“ Markus Lüpertz offenbar gescheitert / Döpfner-Partner Kexel: Es klappt nicht

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Nauener Vorstadt - Die Villa Henckel sollte die Residenz des „Malerfürsten“ Markus Lüpertz werden, eine Talent-Schmiede, eine „Geniebude“ der ambitionierten Malerei. Der langjährige Rektor der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf wollte dort bis zu 50 Meisterschülern „Qualität, Intensität, Leidenschaft und Bohéme“ vorleben. Doch aus der „Akademie Souci GmbH Markus Lüpertz“ in der 1200-Quadratmeter-Villa am Pfingstberg wird allem Anschein nach nichts; das Projekt des Nadelstreifen-Trägers und Bentley-Fahrers Lüpertz scheint gescheitert. Die Villen-Eigentümer, eine „Gemeinschaft von Freunden“ – darunter der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Axel Springer AG, Mathias Döpfner – beginnen nun nach einer neuen Nutzung für die hochherrschaftliche Villa in der Großen Weinmeisterstraße 43 zu suchen. Die Meister-Akademie von Prof. Lüpertz „wird vermutlich nicht klappen“, bestätigte Döpfners Geschäftspartner Thomas Kexel entsprechende PNN-Informationen. Lüpertz, einer der renommiertesten Maler und Bildhauer unserer Zeit, werde für die Projektabsage „seine Beweggründe haben“, sagte Kexel.

Der als extrem extravagant geltende Künstler, der nicht nur in seinem Atelier in Teltow, sondern auch in Florenz, Düsseldorf und Karlsruhe arbeitet, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Presseberichten zufolge fertigt der 69-Jährige derzeit in einer Düsseldorfer Kunstgießerei eine 18 Meter hohe Herkules-Figur aus Aluminium an. Die Monumental-Skulptur soll ab Oktober auf dem Turm einer stillgelegten Zeche in Gelsenkirchen aufgestellt werden – als einer der sieben „Hochpunkte“ der Kulturhauptstadt Ruhr 2010.

Der neoexpressionistische Künstler verband mit dem Arkadien in der Nauener Vorstadt die Ambition, das Abdriften des Maler-Nachwuchses in die Computer-, Foto- und Handy-Welt zu verhindern und eine künstlerisch-inspirierende Atelier-Atmosphäre zu schaffen. Es solle „ein begehbarer Traum“ werden, sagte er einmal gegenüber den PNN. Weltschmerz und Kritik an der Moderne dürften weitere Antriebe gewesen sein. Wie Lüpertz in mehreren Interviews erklärte, finde echte Malerei kaum noch statt: Selbst die Straßenmaler kopierten mittlerweile Fotos. Im Magazin „Zeit & Geld“ schimpfte Lüpertz im Frühjahr 2009: „Die Klassen der Akademie sind voll wie nie, aber im Grunde gehen mir die Schüler aus, die wirklich begreifen, was ich will oder wovon ich rede.“ Lüpertz: „Ich sehe die Leere in ihren Augen.“ Den PNN sagte Lüpertz im Sommer 2009: „Sollte es keine Leute geben, die die richtige Leidenschaft für die Sache aufbringen, ist das ganze Unterfangen zum Untergang verurteilt.“

Die Villa Henckel, benannt nach dem Berliner Bankdirektor Hermann Henckel, ist von der Eigentümer-Gesellschaft um den in Potsdam wohnenden Springer-Chef Döpfner aufwendig saniert worden. Derzeit werden die Außenanlagen hergestellt, erklärte Kexel. Die zweigeschossige spätklassizistische Turmvilla wurde zwischen 1868 und 1870 unter anderem nach Plänen des Hofbaumeisters Ernst Petzholtz errichtet.

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