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Patsche am Park. Die Biosphäre kostet die Stadt Millionen – doch auch ihr Umbau zu einer Schule wäre teuer.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Keine Lösung für Millionengrab

Stadtpolitiker diskutierten, ob die Biosphäre eine Schule werden soll. Einer erwägt schon den Abriss

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Bornstedter Feld - In der politischen Debatte um die Zukunft der chronisch defizitären Biosphäre kommt nun erstmals die Forderung, die Tropenhalle abzureißen. Darüber müsse nachgedacht werden, sagte der Stadtverordnete Lothar Wellmann aus der Bürgerbündnis/FDP-Fraktion am Mittwochabend im Hauptausschuss – wegen der immensen Kosten, die ein Umbau des Gebäudes zur Schule verursachen würde. Anstelle der Halle könnte der Kommunale Immobilienservice (Kis) eine deutlich günstigere Schule neu bauen, meinte Wellmann.

Der Abriss würde nach Angaben der Stadtverwaltung 1,4 Millionen kosten – es wäre zumindest finanziell die „günstigste Variante“, wie es Siegfried Weise formulierte, der Leiter der Geschäftsstelle Stadtentwicklung im Rathaus. Allerdings: Bisher haben die Stadtverordneten möglichen Abrissplänen eine klare Absage erteilt. Auch am Mittwoch blieb der Vorstoß von Wellmann ohne Resonanz.

Anlass für die Debatte waren die vom kommunalen Entwicklungsträger für das Bornstedter Feld vorgelegten Planspiele zum Umbau der Halle in eine öffentliche oder private Schule für 930 Schüler samt Drei-Feld-Sporthalle und Jugendclub. Dafür müssten 34,3 Millionen Euro investiert werden. Die Stadt favorisiert dabei die Privatvariante, um den Haushalt zu entlasten – den Träger will man mit 12,2 Millionen unterstützen, dazu kommen 3,9 Millionen Gesamtzuschüsse in den ersten sechs Betriebsjahren. Ein Großteil dieser Investitionen könnten dabei aus dem Treuhandvermögen des Entwicklungsträgers beglichen werden, würde also den kommunalen Etat nur indirekt belasten. Zum Vergleich: Die Schulvariante in Eigenregie würde die Stadt pro Jahr im Schnitt 2,7 Millionen Euro kosten.

Doch die private Variante hat bisher öffentlich nur CDU/ANW-Fraktionschef Matthias Finken unterstützt. Im Hauptausschuss sagte nun selbst sein Fraktionskollege Horst Heinzel, er habe noch viele Fragen – und eigentlich würde er „gern sehen, dass dort etwas anderes passieren kann, als mit Macht eine Schule hineinzupressen.“ Alle Ausschreibungen, um einen neuen Betreiber zu finden, waren bisher erfolglos geblieben.

In dem Zusammenhang erinnerte Finanzdezernent Burkhard Exner (SPD) auch daran, warum die Stadt händeringend einen Neuanfang für die Halle sucht: Weil sie als freiwillige touristische Einrichtung den Stadthaushalt „mit ein bis zwei Millionen Euro pro Jahr“ belaste, so Exner. Die städtische Pro Potsdam hatte die zur Bundesgartenschau 2001 eröffnete und mit 21,5 Millionen Euro geförderte Halle nach der Insolvenz eines ersten Betreibers übernehmen müssen – von den erwarteten 300 000 Besuchern im Jahr kam nur rund die Hälfte. Seitdem landete die Halle mehrfach als Beispiel für Geldverschwendung im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler.

Ab Ende 2017 ist nun der Umbau möglich, weil dann die Fördermittelbindung für den Bau endet. „Wir müssen uns freischwimmen“, sagte Exner. Gleichwohl würde bei einem Umbau in Eigenregie die „teuerste Schule der Stadt“ entstehen, gab er zu Bedenken. Demnach kommen Gesamtschulen des Kis auf Betriebskosten von rund drei Euro pro Quadratmeter – gegenüber rund 4,25 Euro für die 14 000 Quadratmeter große Biosphären-Schule. Vor allem die Wartung koste überproportional viel, so Weise. Ebenso sei für eine normale Schule mit 26 Millionen Euro Investitionen auszugehen – allerdings noch ohne Kosten für ein Grundstück. Rechnet man diese Summe hinzu, könnte der Umbau der Tropenhalle so teuer wie der Neubau einer Schule werden, erklärte Weise.

Noch keine Meinung habe sich die SPD-Fraktion gebildet, sagte ihr Fraktionschef Mike Schubert. Man müsse in der Debatte prüfen, ob für das Geld in der Halle noch weitere Funktionen für das Bornstedter Feld untergebracht werden könnten, machte er deutlich – dem Stadtteil fehlt es bekanntlich an sozialer Infrastruktur. Für die Linke sprach sich Stefan Wollenberg gegen die Schulpläne aus – schon allein, weil neben der Biosphäre bereits eine weitere große Gesamtschule entstehe. Zudem zweifle er, ob private Träger das Problem wirklich besser lösen könnten als die öffentliche Hand. Wie berichtet hat der Träger des Leonardo-da-Vinci-Campus in Nauen (Havelland), der dort 1000 Kinder unterrichtet und weitere Ableger hat, bereits sein Interesse an der Übernahme der Halle bekundet. Doch auch Wellmann warnte vor Risiken, wenn ein Privater beauftragt würde: „Was passiert, wenn der private Träger auch pleitegeht?“ Eine Antwort gab ihm keiner.

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