Sport: Keine Motivations-Sorgen
FC Bayern will Gastgeber Turbine Potsdam morgen aus dem DFB-Pokal werfen
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Wie ein Häufchen Unglück saß Sissy Raith am 28. März 2005 im Presseraum des Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadions. Gerade hatten ihre Fußballerinnen des FC Bayern München durch ein 0:2 beim FFC Turbine Potsdam den Einzug ins Endspiel um den DFB-Pokal verpasst. „Jeder hat heute gesehen, dass wir klar benachteiligt wurden“ – viel mehr wollte sie zu dieser durch Gegentore von Conny Pohlers (21.) und Ariane Hingst (83.) erlittenen Niederlage nicht sagen.
„Wir sind damals betrogen worden. Potsdams erstes Tor war ein deutliches Abseits, und uns wurden zwei Elfmeter verwehrt, von denen der erste ein ganz klarer war“, sagt die Trainerin des FC Bayern auch heute noch. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach jener Partie kicken Potsdam und München morgen erneut um den Einzug ins DFB-Endspiel (14 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) – falls ihnen der Wettergott nicht in letzter Minute doch noch einen Strich durch die Rechnung macht. „Dem Bernd bin ich wegen damals aber nicht böse. Er konnte ja nichts dafür und hat sich hinterher auch bei mir entschuldigt“, meint Raith. Mit Bernd Schröder, Turbines langgedientem Trainer, pflege sie ein gutes Verhältnis. „Ich selbst bin schon lange im Fußball-Geschäft, und Bernd ist einer von der alten Schule, einer der alten Haudegen, von denen es nicht mehr viele gibt“, beschreibt die Bayerin – einst 58-fache Nationalspielerin und zweifache Europameisterin – selbst das Verhältnis zwischen den sportlich Verantwortlichen des morgigen Pokalfights.
Dieses Halbfinalspiel sieht sie „wie im vergangenen Jahr als Kampf zwischen David und Goliath, in dem wir der krasse Außenseiter sind, der bei einer der besten Mannschaften Europas antritt.“ Gleichwohl räumt die 45-Jährige ein, im Winter mit Nationalspielerin Bianca Rech „eine Bereicherung für unsere Mannschaft“ verpflichtet zu haben. „So eine Verteidigerin wie sie mit dem Drang nach vorn habe ich mir schon immer gewünscht.“ Rech war 2005 vom SC 07 Bad Neuenahr in die schwedische Liga zu Sunnana Skelleftea gewechselt und ging nach ihrer Rückkehr zu den Bayern.
Um die Motivation ihrer Spielerinnen für Sonntag müsse sie sich keine Sorgen machen, meint Raith, die mit ihrer Equipe morgen um 9 Uhr von München aus nach Berlin fliegen wird, falls nicht vorher doch noch eine Absage kommt. „Sollte es den ganzen Sonnabend und die Nacht so regnen, dass die Platzverhältnisse kein Spiel zu lassen, müssten wir damit leben. Es ginge aber nicht, dass Babelsberg am Sonnabend in diesem Stadion spielt und wir dann am Sonntag nicht – da müsste man auch die Priorität dieses Pokalspiels akzeptieren“, sagt sie.
Es geht morgen um viel – Bayern und Turbine wollen nach 1988 und 1990 bzw. nach 2004 und 2005 jeweils zum dritten Mal ins Finale, das jedem Teilnehmer allein 65 000 Euro vom DFB einbringt. „Am Sonntag geht es um viel“, weiß auch Con- ny Pohlers. Potsdams Torjägerin hatte beim 5:0-Auswärtssieg dieser Saison beim FC Bayern alle Treffer erzielt. „Das wird diesmal aber ein ganz anderes Spiel, ein ganz heißes“, ahnt sie. Auch, weil Münchens Defensive mit Rech („Das ist schon eine starke Abwehrspielerin.“) besser aufgestellt ist als noch im Dezember. „Ob mein Tor im letzten Halbfinale ein Abseitstor war, weiß ich wirklich nicht,“ gesteht Pohlers. „Egal – wir waren damals im Finale und haben den Pokal geholt. Und den wollen wir auch in diesem Jahr!“
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