Landeshauptstadt: Keine Spielräume mehr
Universität Potsdam verhängt endgültig Immatrikulationsstopp für das Nebenfach Musikwissenschaften
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Der Fachschaftsrat Musik erhebt schwere Vorwürfe gegen die Leitung der Universität Potsdam. Nachdem die Universität nun endgültig entschieden hat, zum Wintersemester 2010/11 keine neuen Studierenden in das Nebenfach Musikwissenschaften aufzunehmen, kritisieren die Studierenden, dass der Immatrikulationsstopp auf undemokratischem Wege „über alle Köpfe hinweg“ verhängt worden sei.
In einer Mitteilung macht der Fachschaftsrat nun die Hochschule selbst für die prekäre Situation in dem Studiengang verantwortlich. „Im verzweifelten Versuch die Anzahl der Studierenden zu erhöhen, hat die Universitätsleitung ungeachtet der tatsächlichen Kapazitäten des Fachbereiches Musik schon seit dem Wintersemester 2007/2008 sehr viel mehr Studierende zugelassen, als der Fachbereich versorgen kann“, erklärte Stefan Neumann vom Fachschaftsrat. Zusätzliche Lehrstellen als Ausgleich für die hohen Studierendenzahlen habe es nicht gegeben. „Vielmehr wurde die Musik nun mit den vom Präsidium verursachten Problemen allein gelassen.“
Die Studierenden befürchten auch, dass das Fach Musikwissenschaft zugunsten der Ausbildung von Musiklehrern abgeschafft werden soll. Nach massiven Protesten im Frühjahr hatte der Fakultätsrat sich überraschenderweise gegen einen Immatrikulationsstopp ausgesprochen. Ein vorübergehender Aufnahmestopp wurde dann aber dennoch vom Präsidium der Hochschule verhängt.
„Die Universität Potsdam bekennt sich zu ihrer Verantwortung, allen Studierenden ein ordnungsgemäßes Studium in der Regelstudienzeit zuzusichern“, erklärt die Hochschulleitung gestern gegenüber den PNN ihr Vorgehen. Im Fach Musik würden Strukturprobleme bestehen, an deren Lösung das Fach arbeite. „Bis dahin hat die Musiklehrerausbildung strikten Vorrang vor dem Nebenfach Musikwissenschaft“, so ein Sprecher der Universität. Aus diesem Grund sei der Immatrikulationsstopp für das Nebenfach Musikwissenschaften zum Wintersemester 2010/11 verhängt worden. Die Hochschule begründete ihr Vorgehen auch mit den vom Land angekündigten Haushaltskürzungen in Höhe von 6,5 Millionen Euro für die Potsdamer Uni. „Daher hat die Hochschule keine Spielräume für kurzfristige Notmaßnahmen“, so der Sprecher. Die Sparpläne der Landesregierung waren allerdings erst nach Überlegungen für einen Aufnahmestopp bekannt geworden.
Befürchtungen einer Abwicklung desStudienfachs Musikwissenschaft war Uni-Präsidentin Sabine Kunst gegenüber dieser Zeitung entgegengetreten. „Musikwissenschaften haben eine Zukunft“, sagte sie. Jan Kixmüller
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