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Landeshauptstadt: Keine Stolpersteine für Potsdam

Zweiter Termin am Samstag geplatzt / Seemann: „Sehr misslich“ / Stadt plant Koordinierungsrunde

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Das „Stolpersteine“-Projekt könnte zum Stolperstein für Potsdam werden. Nachdem bereits im vergangenen Jahr ein Termin zur Verlegung erster Gedenksteine für Opfer des Nationalsozialismus in der Landeshauptstadt geplatzt war, wird nun auch aus dem für den morgigen Samstag angesetzten Besuch des Kölner Künstlers und „Stolpersteine“-Initiators Gunter Demnig nichts. Das bestätigte Uta Franke, die Koordinatorin des Künstlers, auf PNN-Anfrage. Einen neuen Termin gebe es nicht. Damit ist anderthalb Jahre, nachdem die Potsdamer Stadtverordneten die Unterstützung des Projekts beschlossen haben, immer noch unklar, wann die ersten Steine in Potsdam verlegt werden.

Franke zeigte sich irritiert über den erneuten Verzug: Sie habe die Potsdamer Ansprechpartnerin, Susanne Marok von der Geschichtswerkstatt, telefonisch nicht erreichen können und den Termin deshalb aus dem Kalender genommen, erklärte sie den PNN. Ärgerlich sei das auch, weil sie bereits Anfragen von Potsdamer Interessenten bekommen habe und diese nicht weiterleiten könne.

„Sehr problematisch“ findet Peter Schüler, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Stadtverordnetenversammlung, die Lage. Auf den Antrag seiner Fraktion hin hatten die Stadtverordneten am 25. Januar 2006 die Unterstützung des Projekts beschlossen. Marok hatte zuletzt am 28. Januar 2007 – im Rahmen des „Holocaust-Gedenktages“ – in der Jüdischen Gemeinde, Schlossstraße 1, eine Liste von 123 Namen von Potsdamer Opfern verlesen, die sie zusammen mit Schülern recherchiert hatte. Im Februar meldete sich Marok laut Schüler krank. Seitdem ist in der Stadt in Sachen „Stolpersteine“ offenbar nichts mehr passiert. „Wir wollen das weiter verfolgen“, bekräftigte Schüler allerdings.

Als „sehr misslich“ bezeichnete Birgit-Katherine Seemann, die Leiterin des Fachbereiches Kultur und Museum, die aktuelle Situation. „Wir nehmen das jetzt selbst in die Hand“, erklärte sie auf PNN-Anfrage. Geplant sei eine „Koordinierungsrunde“ Ende August oder Anfang September. Dazu wolle sie das Potsdam Museum, das neu gegründete Institut für Jüdische Studien an der Universität Potsdam, die Kultur-, Integrations- und Beratungsstelle (Kibuz), die Schülerwerkstatt Lindenstraße 54, die Schulen sowie den Fachbereich Schule und Sport einladen, so Seemann. Gemeinsam werde man erörtern, wie es mit dem Projekt, das in Potsdam als Schülerprojekt konzipiert war, weiter gehen wird. „Wir werden in Kommunikation mit dem Künstler treten“, versprach Seemann außerdem. Auch Sponsoren für die Steine wolle man gemeinsam finden.

Die Fachbereichsleiterin bewertete die „Stolpersteine“ als „äußerst wichtig“ für Potsdam: „Wir müssen uns ohnehin noch mehr um die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Potsdam kümmern.“

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