Landeshauptstadt: Keine Tafel-Freuden
Mehr Bedürftige, aber weniger Lebensmittelspenden verzeichnet der Potsdamer Tafel e.V.
Stand:
Mehr Bedürftige, aber weniger Lebensmittelspenden verzeichnet der Potsdamer Tafel e.V. Von Kay Grimmer Berge voll Lebensmittel werden in Einkaufswagen am Samstagvormittag durch das Stern-Center geschoben. Keine Zeit, keine Zeit, man hastet vom Lebensmittel-Discounter zum Obsthändler, schaut beim Bäcker vorbei ehe es noch schnell zum Fleischer geht. Die Tafel in der Mitte der Einkaufsstraße hingegen wird kaum beachtet. Kleine Trinkpäckchen stehen auf dem Tisch, zwei Körbe voll Brezeln und eine Suppen-Terrine vervollständigen das Bild. Die Potsdamer Tafel wirbt für sich und für jene Menschen, die es sich nicht leisten können, Brot und Wurst zu kaufen. Seit 1998 existiert die Potsdamer Dependance des bundesweiten Vereins. Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres haben die 26 aktiven Ehrenamtlichen 231 Tonnen Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Gesamtwert: über 460000 Euro. „Das hört sich viel an, aber leider geht die Spendenfreude zurück“, so Paulette Kessel, Geschäftsstellenleiterin der Potsdamer Tafel. 34 Firmen sind es jedoch, die Lebensmittel spenden – darunter sind Discounter und Bäckereien, aber auch ein Fruchthof und selbst ein Pizzalieferant. Der Großteil wird dabei täglich von der Potsdamer Tafel angefahren. Doch überlagerte Ware ist nicht mit dabei. „Wir nehmen nur einwandfreie Ware. Das wird doch an Menschen weitergegeben“, erklärt Paulette Kessel. An Menschen, deren Zahl auch in Potsdam stetig zunimmt. Die ehrenamtlichen Helfer berichten von immer größer werdenden Menschenmengen vor den derzeit fünf Ausgabestellen im ganzen Stadtgebiet. Gern würde der Verein weitere Stellen eröffnen. Doch ohne zusätzliche Spenden und neue Helfer wird das schwer. „Neben Büromitarbeitern suchen wir besonders nach Fahrern“, so die Leiterin. Dabei hält sich der zeitliche Aufwand in Grenzen. Einmal pro Woche müsse man nach einem festgelegten Tourenplan die Firmen abfahren. Frühes Aufstehen ist hingegen Pflicht. Um 6.30 Uhr beginnt die Tour, damit spätestens mittags die Lebensmittel in den Ausgabestellen sind. „Mitarbeiter sortieren noch einmal die Ware und schauen nach, ob alles einwandfrei ist, anschließend beginnt die Ausgabe.“ Eine Aufwandsentschädigung gebe es für den Job nicht. Sämtliche Tätigkeiten bei der Potsdamer Tafel sind ehrenamtlich. Und trotzdem werden auch finanzielle Spenden benötigt. Für Benzinkosten, Büromaterial oder Miete und Versicherungen kommen jährlich über 12000 Euro zusammen. „Der monatliche Mitgliedsbeitrag von 3 Euro kann diese Summe nicht abfangen“, so Paulette Kessel. Doch auch am vergangenen Sonnabend klingelt es in der zur Spendenbüchse umfunktionierten Suppenterrine nur spärlich. Die Geschäftsstellenleiterin ist trotzdem froh, an diesem Tag für ihr Anliegen im Einkaufstempel werben zu können: „Es ist doch erst einmal wichtig, überhaupt die Möglichkeit zu bekommen.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: