Landeshauptstadt: „Kenn ich!“
Das Drewitzer Besucherzentrum hat seine Besucherzahlen seit 2010 vervierfacht
Stand:
Von wegen anonyme Plattenbausiedlung: Unter dem Titel „Kenn ich!“ hatte das Drewitzer Begegnungszentrum Oskar eine Fotoausstellung mit Porträts von neun Anwohnern gezeigt. Aus Sicht der Organisatoren ein großer Erfolg: „Über 500 Besucher haben die Ausstellung seitdem gesehen“, sagte Oskar-Mitarbeiterin Katja Schuckert bei der gestrigen Bilanz anlässlich des Endes der aktuellen Förderperiode für das Zentrum – und zum Ende der zweimonatigen Ausstellung.
Seit 2012 wurde das vom Verein Soziale Stadt getragene Begegnungszentrum in der Stadtteilschule mit knapp 157 000 Euro vom Infrastrukturministerium des Landes mit EU-Mitteln gefördert. „Das heißt nicht, dass es künftig weniger Angebote geben wird, wir werden weiterhin durch die Stadt gefördert“, versicherte Leiterin Kathleen Walter. Das Oskar war aus dem Projektladen Drewitz hervorgegangen, der bis August 2013 noch seinen Sitz in der Konrad-Wolf-Allee hatte. Der neue Standort sei gut angenommen worden, sagte Walter: „2013 haben rund 9000 Personen das Zentrum besucht, das ist eine Vervierfachung seit 2010.“
Zu den Highlights des vergangenen Jahres habe auch das „Kenn ich!“-Projekt gehört. Neben jedem der neun Fotos steht ein Text, in dem sich die Porträtierten vorstellen. Eine von ihnen ist die gebürtige Kenianerin Diana Atieno Otieno, die 2007 als Flüchtling nach Deutschland gekommen war: „In Kenia gab es für mich keine Zukunft, besonders da meine Eltern mich zwingen wollten, einen viel älteren Mann zu heiraten“, schreibt sie. Heute arbeitet Otieno als Pflegehelferin in Potsdam und engagiert sich ehrenamtlich, zum Beispiel indem sie in Kitas afrikanische Märchen erzählt.
Die anderen Fotos zeigten zum Beispiel Matthias Boldt, der alleine den Atlantik überquerte, die aus der Ukraine stammende, ehemalige Sportlehrerin Natalija Zakutynska oder den Rapper Dennis Schmidt. Einige der Porträtierten waren am Freitag anwesend, so auch der 76-jährige Kurt Steinmann, der als Bewegungstherapeut im Seniorenheim arbeitet. Der Titel der Ausstellung „Kenn ich!“ hat sich für ihn voll bewahrheitet: „Immer wieder kommen mir seitdem Leute entgegen und sagen: Mensch, Sie kenn ich doch!“
Ebenfalls im vergangenen Jahr gestartet wurden die „Grüne Patenschaft“, bei der sich über ein Dutzend Potsdamer um Blumenkästen und brache Grünflächen kümmern, oder das Projekt „Job-Spot“, für das Unternehmen in der Steuben-Gesamtschule nach Wunsch der Schüler Berufe vorstellten. Weitere Projekte waren die Sport-Veranstaltung „Drewitz kickt!“ oder die Einrichtung eines Näh-Zirkels im Oskar.
Der neue Standort an der Schule mit Ganztagsangebot ist für das Begegnungszentrum ideal: Statt den früher 100 Quadratmetern stehen den zwei Mitarbeiterinnen nun 500 Quadratmeter zur Verfügung, die durch den grünen Boden im Erdgeschoss des Gebäudes gekennzeichnet sind; hinzu kommen gemeinsam mit der Schule genutzte Räume. „Die Schüler sind sehr interessiert an unseren Angeboten, wir haben zum Beispiel kürzlich eine Tischtennis-AG für sie eingerichtet“, sagt Walter. Und das ist nur eines von zahlreichen Angeboten: Pro Monat gibt es im Oskar etwa 30 regelmäßige Kurse und Veranstaltungen, von der Fahrradselbsthilfe-Werkstatt über Schulderberatung bis hin zu Zeichen-, Tanz- oder Selbstverteidigungskursen.
Auch für 2014 hat sich das Oskar viel vorgenommen: So soll im Sommer ein Jugendparlament entstehen und in der Priesterweg-Schule sollen Konzerte stattfinden. Und: „Wir wollen die Besucherzahlen von 2013 verdoppeln“, so Kathleen Walter. Erik Wenk
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: