Homepage: Kerzenkaktus im Mondenschein Die Königin der Nacht soll bald in Blüte stehen
Im Botanischen Garten in Potsdam der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkhart jeden Monat eine von ihnen vor.
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Im Botanischen Garten in Potsdam der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkhart jeden Monat eine von ihnen vor.
Ihren Namen hat diese Pflanze von der Eigenschaft ihrer Blüten, sich jeweils nur für eine einzige Nacht zu öffnen – morgens verblühen sie. Dafür sind diese Blüten sehr groß – wie zwei Handflächen ungefähr – und eine Pflanze kann bis zu mehrere Dutzend davon produzieren. Sie öffnen sich nicht alle am selben Abend, manchmal aber etliche zugleich. Sie sind innen rein weiß, außen karamellfarben und besitzen einen angenehmen, vanilleartigen Duft. Der Öffnungsvorgang verläuft so schnell, dass man die Bewegung sogar mit bloßem Auge wahrnimmt.
Der wissenschaftliche Name (Selenicereus grandiflorus) setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort selene (Mond) und dem lateinischen Cereus („Kerze“) für Säulenkaktus, meint also so viel wie „im Mondschein blühender Kaktus“ oder „Mondkerzenkaktus“. Grandiflorus bedeutet großblütig. Beheimatet ist die Königin der Nacht von Mexiko und den südöstlichen USA bis auf die Großen Antillen.
Die Pflanze bildet sehr lange Triebe, die mithilfe ihrer Dornen in der Natur durch Sträucher oder über Felsen klettern; in Kultur muss man sie auf irgendeine Art bändigen. Das kann auf der Fensterbank schwierig sein . Für den Blütenansatz ist eine kühle, trockene Überwinterung (etwa 10 Grad Celsius) wichtig, beispielsweise an einem hellen Fenster im Treppenhaus. Vom Mai bis in den Herbst, während der Wachstumsperiode, benötigen die Pflanzen reichlich Wasser und sind für gelegentliches Nebeln dankbar.
Die extrem kurze Blütezeit erscheint uns ungewöhnlich. In den Tropen – mit Ausnahme vieler tropischer Orchideen– ist dieses Pflanzenverhalten aber normal. Die kurze Blütezeit reicht offenbar für eine erfolgreiche Fortpflanzung aus, sodass die Pflanze ihre Energie lieber in die Produktion vieler kurzlebiger als nicht so vieler langlebiger Blüten steckt. Der süße Duft weist auf Nachtfalter als Blütenbesucher hin. So große Blüten werden gerade in den Trockengebieten Amerikas oft auch von Blütenfledermäusen bestäubt, die jedoch eher strenge, gärige Gerüche attraktiv finden. Es ist allerdings erstaunlich, dass für eine so berühmte Pflanze wie die Königin der Nacht mit einem so großen Verbreitungsgebiet keine einzige Untersuchung der Blütenbiologie in der Natur vorliegt; möglicherweise wartet hier auf die Wissenschaft doch noch eine Überraschung.
Jedes Jahr im Frühsommer öffnet der Botanische Garten an einem Abend für Besucher, um die Königin der Nacht in Blüte zu zeigen. In diesem Jahr wird das vermutlich nächste Woche der Fall sein. Das Ereignis kann leider erst am Vormittag desselben Tages sicher vorausgesagt werden, sodass nur extrem kurzfristig darüber informiert werden kann. Wer eine Einladung per E-Mail erhalten möchte, teile dies bitte mit: botanischer-garten@uni-potsdam.de. Michael Burkhart
Am heutigen Mittwoch findet um 17 Uhr die Führung „Drogenpflanzen - Rausch und Wirklichkeit“ (Dr. B. Weber, Dr. M. Burkart) und am Sonntag, dem 21. 7., um 15 Uhr „Der Duft des Sommers - Zitrusduftpflanzen“ mit Yvonne Schmiele statt, eine Führung mit Verkostung.
Michael Burkhart
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