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Sport: Kicken fürs Frauenhaus

Der FC Deetz hat Turbine Potsdam und den USV Jena für Samstag zum Benefizspiel eingeladen. Mit Manuela Schwesig ist jetzt sogar die Bundesfrauenministerin zur Schirmherrin geworden

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Ganz gewöhnlich ist dieses Testspiel nicht. Zwei Fußball-Bundesligisten, die zwei Wochen vor dem Punktspielstart mal gegeneinander antreten und dabei die Form des anderen, seine Stärken und Schwächen besonders gut mitbekommen. Bei den Frauen gibt es am Samstag um 15 Uhr solch eine Standortbestimmung. Turbine Potsdam und der USV Jena treffen im Stadion in Deetz aufeinander. Für Turbine-Trainer Bernd Schröder, dessen Spielerinnen in der Vorbereitung bisher drei Männerteams besiegten, ist Jena ein guter Gegner. Die Thüringerinnen sind nicht allzu weit entfernt, räumlich wie auch sportlich. Weil es zu wenig geeignete Testgegner in Deutschland gibt, organisiert er häufig Spiele gegen ausländische Frauenteams wie am 24. August gegen Juvisy (siehe Kasten).

Auf dem Rasen geht es um Spielformen, Stammplätze und Verletzungsfreiheit, neben dem Platz um etwas anderes. Die Einnahmen des Nachmittags sollen dem Autonomen Frauenhaus in Brandenburg an der Havel zukommen. In dem Haus, dessen genaue Adresse nicht bekannt gegeben wird, wird geschlagenen, bedrohten oder sexuell missbrauchten Frauen (und ihren Kindern) ein Platz angeboten, um den Demütigungen zu entfliehen.

Das Haus wird vom Landkreis Potsdam-Mittelmark und der Stadt Brandenburg/Havel finanziert und hat 16 Plätze, von denen 14 derzeit belegt sind. Mit dem Geld sollen Einrichtungsgegenstände gekauft werden, sagte eine Mitarbeiterin des Frauenhauses gestern den PNN. Das Wort autonom stehe dabei nicht für ein politisches Spektrum, sondern bedeute, dass Frauen sowohl aus hetero- wie aus homosexuellen Beziehungen in dem Frauenhaus Hilfe erhalten können.

Veranstaltungen für den guten Zweck haben in dem zu Groß Kreutz gehörenden Örtchen Deetz Tradition. Der Verein entstand vor 16 Jahren – nicht, weil sich Männer zusammenfanden, um Fußball zu spielen, sondern Kinder. Es sei deshalb von Anfang an wichtig gewesen, für Kinder viel zu machen, sagt Präsident Dennie Rufflett.

Seit Mitte der 2000er-Jahre richtet der Verein Fußballspiele für einen guten Zweck aus. Bundesliga-Teams wie der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen sowie Traditionsmannschaften waren schon zu Gast. So vielfältig wie die Gästeliste ist auch die Liste jener, die anschließend mit den Einnahmen bedacht werden. SOS-Kinderdörfer und Kindertagesstätten sind ebenso darunter wie die Kinderkrebshilfe oder die Aktion „Ein Herz für Kinder“. Das Frauenhaus sei den Deetzer Verantwortlichen spontan eingefallen, weil ein Frauen-Fußballspiel ausgetragen wird, sagte Rufflett.

Zuletzt konnte der FC Deetz Bundes-Frauenministerin Manuela Schwesig als Schirmherrin des Turbine-Benefizspiels gewinnen. Auch das hat Tradition: Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (alle SPD) schlüpften ebenfalls bereits in diese Rolle.

Zum Spiel selbst wird Ministerin Schwesig nicht dabei sein. Eine Sprecherin des Ministeriums teilte auf PNN-Anfrage mit: „Die Ministerin möchte dem FC Deetz e.V. Respekt und Anerkennung aussprechen. Es ist gut, dass es Menschen gibt, die sich immer wieder für spezielle und außergewöhnliche Aktionen für andere Menschen und insbesondere für die Jüngsten unter uns einsetzen. Hierzu leistet der FC Deetz und alle Vereinsmitglieder mit den bereits zur Tradition gewordenen Benefizturnieren einen wichtigen Beitrag.“

Für Turbine Potsdam ist es nicht der erste Auftritt in Deetz. Vor einem Jahr trotzten sie dem Nationalteam Nordkoreas, immerhin Asien-Cup-Sieger, ein 2:2-Unentschieden ab. Damals wie heute ist Deetz zwei Wochen vor dem Punktspielstart am 31. August gegen Herford eine wichtige Zwischenstation. Ob erneut 1000 Zuschauer dabei sind, wie damals am Montagabend, das glaubt Rufflett angesichts der Männer-Pokalspiele an diesem Wochenende nicht. Mit der Hälfte wäre er auch zufrieden.

Ingmar Höfgen

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