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Landeshauptstadt: Kicken mit dem Hausmeister

Fußball-Projekt an der Bruno-Hans-Bürgel-Schule mit Spielern des SV Babelsberg 03 ging gestern zu Ende / Kein Steak vor dem Training

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„Ich spiel“ fast jeden Tag“, sagt Ann-Christin. Es geht, wie sollte es anders sein, um Fußball. Und um die Fußball-AG an der Bruno-Hans-Bürgel-Grundschule. Und nicht zuletzt geht es auch um den Hausmeister, der in dieser AG eine wesentliche Rolle spielt.

Gestern spielte die AG an der Babelsberger Bürgel-Schule ein Mini-Turnier. Vier Teams mit je fünf Spielern kickten in der Mittagshitze gegeneinander. Dafür kamen sogar zwei Spieler vom SV Babelsberg 03: Fabian Lenz und Julian Prochnow. Die waren für die Schüler aber schon alte Bekannte. Das Turnier bildete nämlich den Abschluss des Projektes „Fit am Ball“. Zweieinhalb Monate lang hatten Lenz und Prochnow den Fußballnachwuchs in der Liebknecht-Straße trainiert. Mit den Bürgel-Fußballern übten sie Passspiel, Torschüsse, „das Übliche eben“, so Prochnow.

Gregor Voehse, Sozialarbeiter vom Fanprojekt Babelsberg, hat „Fit am Ball“ an die Bürgel-Schule gebracht, „als Zusammenarbeit zwischen der Fußball-AG, dem Diakonischem Werk und dem Fanprojekt“. Das Projekt, das von der Sporthochschule Köln entwickelt wurde, findet bundesweit an 1000 Schulen statt, so Voehse. Ziel sei es, die Kinder nicht nur für Fußball, sondern auch für gesunde Ernährung zu interessieren. Deshalb gab es zusätzlich zum Profi-Training Ernährungstipps von Voehse. Die Kinder lernten zum Beispiel, dass man vor dem Training besser Müsli als Steak isst. Oder dass Cola den Magen aufbläht. Das wusste Ann-Christin allerdings schon vorher: „Ich trinke immer stilles Wasser“, sagt die Sechstklässlerin. Das lösche den Durst am Besten.

Seit zwei Jahren trainiert sie in der Fußball-AG von Bodo Kielies, zweimal pro Woche. „Dass er sich die Zeit nimmt, find“ ich cool“, meint sie. Denn die Bürgel-Schüler kennen Kielies eigentlich als ihren Hausmeister. Die Angst vor eingeschossenen Fensterscheiben ist dem Hobby-Fußballer aber offenbar fremd. Die Idee mit der AG hatte er vor sechs Jahren. „Die Kinder wollten unbedingt“, erklärt er. „Und an der Schule waren nur Sportlehrerinnen.“ Also fing er an. Mittlerweile hat Kielies 34 Kicker für sich gewinnen können, wie er stolz erzählt. „Er macht das gut, klar“, urteilt Ann-Christin. Und sie muss es ja wissen: Schließlich trainiert sie auch bei Turbine.

Auf die Frage nach der Zusatzbelastung zuckt der Hausmeister nur die Schultern: „Ich mach“ eh nicht pünktlich Schluss.“ Die zwei Stunden pro Woche zahlen sich eher für“s Herz aus: Die Arbeit mache ihm Spaß und die Kinder freuen sich auch, so Kielies. Mit den Sportlehrerinnen steht er nicht auf Kriegsfuß, im Gegenteil: Bei Sportfesten pfeife er manchmal als Schiedsrichter.

Das Fanprojekt Babelsberg hat sich schon „vor Jahren“ in die Fußball-AG „eingeklinkt“, berichtet Voehse. Wie der Kontakt zu Kielies zustande kam, daran können sich die beiden gar nicht mehr erinnern. Man arbeite ja praktisch Tür an Tür, meint Voehse. „Für mich ist das auch ein Stück Kiezarbeit“, erklärt der Sozialarbeiter sein Engagement für die Babelsberger Schüler. Wenn er nebenbei den einen oder anderen für sein Fanprojekt interessieren kann, freue er sich um so mehr.

Ann-Christins Zeit an der Bürgel-Schule geht heute mit der Zeugnisausgabe zu Ende. Ihrem kickenden Hausmeister will sie aber treu bleiben: Zur Fußball-AG wird sie weiter kommen.

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