Landeshauptstadt: Kicker und christliche Werte Baustart im Jugendklub Nowawes
„Ich bin selber ganz überwältigt, wie die hier alle mitmachen. Das ist einfach toll.
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„Ich bin selber ganz überwältigt, wie die hier alle mitmachen. Das ist einfach toll.“ Uwe Rühling ist verschwitzt und hat abgesplitterte Farbe vom Renovieren auf den Armen. Er ist nicht allein: 20 bis 30 Jungen zwischen sieben und 18 Jahren arbeiten in dem Flachbau am Humboldtring, räumen Müll weg oder kratzen alte Tapeten ab. Nach Arbeit sieht das ganze aber nicht aus: „Wir machen das alles freiwillig!“ sagt einer der Jungen. Und macht es auch Spaß? „Ja, sehr sogar!“
Die Jugendlichen arbeiten auch für sich: Anfang September soll im Humboldtring 19 der Jugendklub Nowawes wiedereröffnet werden. Das Neue: Erstmals wird ein Potsdamer Jugendklub von der Kirche geführt, Träger ist der evangelische Kirchenkreis Potsdam. Der 35 Jahre alte Rühling, bislang Mitarbeiter der evangelischen Jugendstelle, ist der neue Leiter: „Wir wollen uns da gar nicht verstecken; natürlich wollen wir auch christliche Werte vermitteln, aber nicht durch Missionierung, sondern durch unser Handeln. Dazu gehört, den Gemeinschaftsgedanken zu stärken, etwa durch gemeinsames Spielen, Lernen und Unternehmen. Jeder ist hier willkommen, jeder ist Gottes Kind und kann dazu gehören.“
Aber was erwarten die Jugendlichen vom Klub? „Na, alles was auf der Liste steht!“ sagt ein Junge und verweist auf zwei voll beschriebene A3-Blätter neben dem Eingang: „Dart“, „Sessel“, „Kicker“, „Kochen“, „Ausflüge“, „PC/TV“ oder „Übernachtung“ lauten die Wünsche. Geplant ist ein Bandraum mit entsprechender Grundausstattung. Auch Schulen sollen den Ort nutzen. Auf die Frage, ob man nicht auch um die Ecke zum Jugendtreff „Zimtzicken“ gehen könnte, meint jemand: „Nee, das ist für Mädchen.“ Der neue Jugendklub soll sich vor allem an Jungen richten, dies sei ein sinnvoller Ausgleich für den Bezirk, so Rühling.
Eine weitere Herausforderung für ihn ist der relativ hohe Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Wohngebiet Zentrum-Ost. Darin sieht Rühling aber kein Problem: „Ob Muslime, Juden, Christen oder andere – die Glaubensrichtung ist mir egal. Für religiöse Jugendliche ist es oft nicht einfach, zu ihren Werten zu stehen. Hier wissen sie, dass sie niemand belächelt. Zudem kann jeder selbst entscheiden, wo er mitmacht.“ Selbstorganisation ist ein wichtiger Punkt des Konzeptes: Die Jugendlichen sollen Verantwortung übernehmen und eigene Projekte organisieren.
Bei den Arbeiten am Klubgebäude funktioniert dies schon gut: Ein paar Jungen haben belegte Brote für alle gemacht. Doch vor dem Essen möchte Rühling, dass sich die anderen zuerst bedanken, indem sie „I Wanna Thank You“ singen. Rühling singt vor, aber noch singen nur wenige mit. „Okay, das war erst mal zum Kennenlernen, morgen singen dann alle mit!“ Erik Wenk
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