Landeshauptstadt: Kindelberger verlässt Migrantenbeirat
In die Kritik geratene Leiterin des Frauenasylheims beendet Doppelfunktion. Debatte um Führungskultur im Heim geht weiter
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Die in die Kritik geratene Vorsitzende des Migrantenbeirats, die Grünen-Stadtverordnete Hala Kindelberger, wird für das Gremium nicht noch einmal kandidieren. Das sagte sie bei der vorläufig letzten Sitzung des Beirats am Dienstag: „Ich höre auf, stehe aber beratend weiter gern zur Verfügung.“ Den PNN sagte sie, diese Entscheidung habe sie schon vor einem Jahr getroffen, sie wolle sich mehr auf ihre Kinder, eine Dissertation und ihre Arbeit als Leiterin des Frauenasylheims in der Hegelallee konzentrieren.
Wegen dieser Tätigkeit war sie zuletzt unter Erklärungsdruck geraten. Wie berichtet hatten – flankiert vom Brandenburger Flüchtlingsrat – zwei frühere Bewohnerinnen des Heims Kindelberger vorgeworfen, als Leiterin andere Flüchtlingsfrauen drangsaliert und oft mit Jugendamt oder Polizei gedroht zu haben. Die Stadtverwaltung, der Soziale Stadt e.V. als Trägerverein des Heims sowie Kindelberger hatten die Vorwürfe als unbegründet zurückgewiesen. „Die Behauptungen sind nicht umfassend und faktengetreu recherchiert worden“, so Kindelberger.
Allerdings heißt es nun in einer den PNN auf Anfrage vorliegenden Stellungnahme des von weiblichen Flüchtlingen gegründeten Vereins „Women in Exile“, auch dort sei bekannt, dass sich einige asylsuchende Frauen im Heim in der Hegelallee nicht wohlfühlen – „weil sie sich durch rigide Regeln eingeschränkt fühlen, die einen selbstbestimmten Alltag nicht zulassen“. Dagegen sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow, seit Beginn des Heimbetriebs im Herbst 2012 hätten lediglich drei Frauen aus der Gemeinschaftsunterkunft mit 13 Plätzen ausziehen wollen.
Der Flüchtlingsrat hatte insbesondere Kindelbergers Doppelrolle als Chefin des für Migrantenfragen unabhängigen Beirats und als Heimleiterin kritisiert. „Dabei besteht ein Interessenkonflikt“, sagte Kay Wendel vom Flüchtlingsrat, der sich als Lobbyverein für Flüchtlinge begreift. Kindelberger hielt entgegen, dass das Rechtsamt der Stadt ihre Doppelfunktion nach einer Prüfung nicht beanstandet habe.
Von den aktuellen Vorwürfen war bei der Sitzung des Migrantenbeirats am Dinestag nicht die Rede. Vielmehr betonten die Teilnehmer unisono den Erfolg der ehrenamtlichen Arbeit des Gremiums in den vergangenen Jahren, etwa bei der Sprachförderung von Migranten. Der Beirat wird am 25. Mai, parallel zur Kommunal- und Europawahl, von den ausländischen Potsdamern per Briefwahl neu bestimmt.
Auch in der Vergangenheit hatte es Auseinandersetzungen um Kindelbergers Arbeit im Migrantenbeirat gegeben. So hatte sie sich im vergangenen Sommer für die von der Stadtverwaltung seinerzeit geplante Unterbringung von Flüchtlingen in einem Containerdorf im Industriegebiet im Süden Potsdams ausgesprochen – auch dies hatte der Flüchtlingsrat heftig kritisiert. Im Zuge der Debatte hatte Kindelberger im Beirat ihren Rücktritt angeboten, nachdem ihr auch die Fraktion Die Andere, Mitarbeiter der Flüchtlingsberatung der Diakonie sowie der Migrantenseelsorge der evangelischen Kirche vorgeworfen hatten, dass sie nicht die Meinung des Beirates, sondern ihre persönliche Meinung vortrage. Auch damals nahmen die Beiratsmitglieder Kindelberger demonstrativ in Schutz: Die Kritik an ihr sei unangemessen, hieß es etwa. Auch in der Debatte um das Asylheim in der Hegelallee sollen Flüchtlingsberatung und Seelsorge einen kritischen Blick auf Kindelbergers Arbeit haben. Zwar meine es die als resolut geltende gebürtige Ägypterin gut mit den zum Teil traumatisierten Frauen, neige aber dazu, sie mit dem Wunsch nach nahezu perfekter Integration in die deutsche Gesellschaft zu überfordern – das könne zu Konflikten führen. Offiziell wollten sich weder Flüchtlingsberatung noch Seelsorge gegenüber den PNN äußern – unter Verweis auf das Vertrauensverhältnis mit den Flüchtlingen, die sie beraten.
Kindelberger bilanzierte ihre Arbeit gegenüber den PNN unter anderem so: „Die Migranten werden jetzt in der Stadt als Partner betrachtet, die mit anpacken und mitmachen – und nicht als Nervensägen, die nie zufriedenzustellen sind.“
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