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Landeshauptstadt: Kinder treffen Demenzkranke

Eine Tagespflegeeinrichtung und eine Kita kooperieren seit mehr als einem Jahr – ein Besuch

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Potsdam-West - Jeden Freitag gegen 10 Uhr geht in der Tagespflegeeinrichtung „Abendsonne“ gleich neben der Erlöserkirche die Tür auf und fröhliche Kinder stürmen in den Aufenthaltsraum. Sie werden von den Senioren schon sehnlichst erwartet und mit Hallo begrüßt. Spiele sind aufgebaut, Malzeug liegt auf dem Tisch und es werden gemeinsam Kinderlieder angestimmt.

Für die Senioren ist der regelmäßige Besuch der Kinder aus der benachbarten Kita „Wasserläufer“ in der Nansenstraße eine interessante Herausforderung. Sie sind mit Eifer bei der Sache und man muss schon genauer hinsehen, um zu erkennen, dass es sich zum großen Teil um Demenzerkrankte handelt. 15 Tagespflegeplätze hat die „Abendsonne“ in der Meistersingerstraße. Die meisten Patienten kommen zweimal in der Woche, sodass insgesamt 30 Senioren betreut werden können. „Wir arbeiten sehr viel mit ihnen“, sagt Pflegedienstleiterin Andrea Kaatz. „Wir basteln, fertigen Puppen, haben schon Vogelhäuschen hergestellt und wir arbeiten mit Ton.“ Außerdem hat die „Abendsonne“ einen Garten mit Hochbeeten, die sogar vom Rollstuhl aus erreichbar sind. Zusammen mit den Kindern wurde Gemüse angebaut, wurden Tomaten gepflanzt und schließlich auch noch Kürbisse eingesetzt. Die Früchte sollen natürlich auch gemeinsam geerntet werden. Vielleicht gibt es dabei ja einen gruseligen Halloween-Spaß. Denn gemeinsames Feiern zum Kindertag oder zu Weihnachten gehört ebenfalls zum Programm.

Meist sind die Kinder schon von Damjan Damjanow am Tor in Empfang genommen worden, das einen direkten Zugang zwischen Kita und der Tagespflegeeinrichtung des Hasenheyerstiftes schafft. Der 58-jährige Damjanow, der wegen einer chronischen Erkrankung an der Tagepflege teilnimmt, hat selbst noch keine Enkel – da kommen ihm die kleinen Racker von nebenan gerade recht. Wolf Gerhardt ist da besser dran. Der 76-Jährige hat sogar vier Urenkel. Die Damen in der Runde geben sich zurückhaltend, aber auch sie freuen sich auf die Kinder.

Auch die Kinder kommen gern zu ihren Spielgefährten der Oma- und Opa-Generation. Die sechsjährige Wilhelmine hat sich sofort zu Opa Damjan gestellt und spielt mit ihm eine Runde „Mensch ärgere dich nicht“. Sie lässt sich kaum ablenken und sagt nur begeistert: „Das macht Spaß.“ Am begehrtesten ist ein Farblegespiel, das sowohl für die Kinder als auch für die dementen Senioren leicht zu bewältigen ist. Auf diese Weise ist die halbe Besuchsstunde schnell herum.

Die Zusammenarbeit von Jung und Alt begann vor anderthalb Jahren damit, dass Kitaleiterin Antje Schwengbeck einen Kinderwagen-Sechssitzer mit einer fröhlichen Fuhre belud, an der Tür der Tagespflegeeinrichtung „Abendsonne“ erschien und anfragte, ob man nicht etwas gemeinsam machen könne. Das wurde von der Leitung der Tagespflegeeinrichtung sofort begrüßt. Dass die Kita vom Landessportbund betrieben wird und die Tagespflegeeinrichtung von der Lafim mobil gGmbH, war bei der Kontaktanbahnung kein Hindernis. Der Gartenzaun, der beide Einrichtungen trennte, dagegen schon. Die Kinder mussten nämlich immer den Umweg über die Straße nehmen, wenn sie zur „Abendsonne“ wollten. Dabei stoßen beide Grundstücke trotz der unterschiedlichen Straßennahmen in der Adresse unmittelbar aneinander. Die beiden Grundstückseigner berieten sich und beschlossen den Einbau des Tores. Das geschah im vergangenen Jahr und in diesem wurde es feierlich eingeweiht. Nun besucht man sich über den kurzen Weg. Und beide Seiten sind des Lobes voll. Hella Dittfeld

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