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Potsdam: Kinder von Flüchtlingen oft nicht in Kita

Nicht einmal jede zweite Familie nutzt laut Angaben der Stadtverwaltung den Betreuungsanspruch. Im bundesweiten Vergleich fällt ein Ost-West-Unterschied auf.

Stand:

Potsdam - Weniger als die Hälfte der Potsdamer Flüchtlingskinder, die einen Anspruch auf einen Kitaplatz hätten, besuchen tatsächlich eine Kita. Das ergab die Antwort der Stadtverwaltung auf eine kleine Anfrage des AfD-Stadtverordneten Dennis Hohloch. Zwar führe die Stadt keine Statistik zum Kitabesuch von Kindern aus Flüchtlingsfamilien, doch aus der Zahl der Kostenerstattungen könnten trotzdem Rückschlüsse gezogen werden, heißt es in der Antwort. Denn wie im Hauptausschuss beschlossen erhalten Kitaträger, die Kinder aus geflüchteten Familien betreuen, einen finanziellen Zuschuss, wenn sie die Nachweise einreichen.

Alle Kinder in Deutschland, ungeachtet ihrer Herkunft, haben ab dem ersten Geburtstag einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Im Jahr 2016 galt dieser Anspruch in Potsdam auch für 242 Kinder aus geflüchteten Familien – doch nur für 111 von ihnen erbrachten die Träger auch die Nachweise für die städtische Unterstützung. Es sei festzustellen, so heißt es in der Antwort, „dass eine Vielzahl von geflüchteten Eltern, auch aufgrund ihrer Erlebnisse und der kulturellen Besonderheiten, ihre Kinder im eigenen Haushalt betreuen und keinen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen“.

Ost-West-Unterschied auch bei Geflüchteten

Potsdam ist hier jedoch keine Ausnahme. Eine bundesweite repräsentative Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die im Mai vorgestellt wurde, zeigt, dass insbesondere bei Kindern unter drei Jahren der Anteil von Flüchtlingskindern in Tagesbetreuung niedriger ist als die allgemeine Betreuungsquote. Interessant ist, dass auch bei Kindern von Geflüchteten ein Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland besteht: Im Osten besuchen 19 Prozent der Flüchtlingskinder unter drei Jahren eine Kita, im Westen nur 14 Prozent. Bei Kindern über drei Jahren steigt der Anteil auf über 70 Prozent, bleibt aber unter dem Bundesschnitt von über 90 Prozent. Ähnliches gilt für Kinder mit Migrationshintergrund, in deren Haushalt überwiegend nicht Deutsch gesprochen wird. Auf die Integration, die Verbesserung der Sprachkenntnisse und Kontakte zu deutschen Kindern, so die Studie, wirke sich ein Kitabesuch positiv aus.

Für 2017 werden die Daten aus Potsdam erst nach Jahresende vorliegen. Allein in den Kitas der Arbeiterwohlfahrt (AWO) der Stadt werden aber aktuell rund 100 Flüchtlingskinder betreut, in den Kitas des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks (EJF) noch einmal rund 50. Beide Träger berichten, dass die Eltern, die ihre Kinder zu ihnen in die Betreuung bringen – die meisten seien Muslime – keine Bedenken äußerten. „Es ist ihnen wichtig, dass die Kinder kein Schweinefleisch bekommen und da wir dies berücksichtigen, haben sie Vertrauen“, sagte Andreas Bockhardt aus dem Referat Kindertagesstätten des EJF den PNN. 

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