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Von Henri Kramer: Kirche erhält „Nowawes“

Jugendklub soll am 1. Juli wieder eröffnen

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Zentrum-Ost - Der seit fast einem Jahr geschlossene Jugendklub „Nowawes“ soll am 1. Juli wieder eröffnen. Als neuen Betreiber des Flachbaus am Humboldtring 19 schlägt die Stadtverwaltung den Evangelischen Kirchenkreis Potsdam vor. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, über den die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses am kommenden Donnerstag entscheiden sollen.

Auf PNN-Anfrage sagte gestern Uwe Rühling, Jugendbeauftragter im Kirchenkreis, dass die Jugendklub-Arbeit im „Nowawes“ zwei Schwerpunkte haben werde: Neben einem Angebot speziell für Jungen zwischen 12 und 18 Jahren werde man sich besonders auf Jugendliche mit Migrationshintergrund einstellen. „Beides macht Sinn, weil im Stadtteil bereits der Mädchentreff Zimtzicken existiert und es einen vergleichsweise hohen Anteil Migranten gibt“, sagte Rühling. Zugleich würden Kooperationen mit der Lenné-Gesamtschule sowie der Grundschule am Humboldtring angestrebt, ebenso mit den Kulturhäusern in der Schiffbauergasse. Über mögliche Vorbehalte in dem Plattenbauviertel gegen einen konfessionellen Jugendklub-Träger sagte Rühling: „Wir wollen nicht missionieren, sondern ein Verständnis für christliche Werte vermitteln.“ Dazu gehöre die Bereitschaft, hilfebedürftige Menschen zu unterstützen und Verantwortung zu übernehmen. „Wir wollen einen lebendigen und offenen Ort für Jugendliche.“

Für die Trägerschaft des „Nowawes“ hatte die Verwaltung ein Art Wettbewerb durchgeführt, ein Interessenbekundungsverfahren. Acht Kandidaten bewarben sich. Eine Jury mit fünf Mitgliedern aus Politik, Sozialarbeit und Stadtverwaltung musste die Angebote mit einem Punktsystem bewerten. Am Ende gab es laut Stadtverwaltung ein Kopf-an-Kopf-Rennen, dass die Independent Living Potsdam gGmbH knapp mit 1420 zu 1405 Punkten gegen die Evangelische Kirche gewann. Dennoch entschied die Verwaltung gegen Independent Living. Als Begründung heißt es in der Vorlage, der Kirchenkreis habe zusätzlich eine bis 2012 befristete, halbe Personalstelle für gesamtstädtische Jungenarbeit angeboten. Als weiteren Bonus wertete die Verwaltung, dass das Konzept Migrations- und Geschlechteraspekte „explizit und überzeugend“ darstelle. Dagegen habe Independent Living dazu nur „allgemeine bis keine Aussagen“ gemacht.

Der „Nowawes“-Klub war im Juni vergangenen Jahres geschlossen worden, nachdem die Verwaltung nicht mehr mit dem früheren Klubbetreiber Bambus e.V. zusammenarbeiten wollte. Als Grund wurde „unzureichende“ pädagogische Arbeit genannt. Gegen den früheren Klubleiter Detlef K. läuft zudem bei der Staatsanwaltschaft Potsdam ein Verfahren wegen des Verdachts auf Betrug. Es geht um angeblich veruntreute Zuschüsse aus dem Jugendamt, er soll möglicherweise weniger Mitarbeiter beschäftigt haben, als mit der Verwaltung vereinbart. Damals erhielt der Klub noch 130 000 Euro jährlich. Der Kirchenkreis als neuer Träger soll mit 113 600 Euro auskommen.

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