
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Kirche mit Kinderzeit und Kaffeehaustreff
Die freie evangelische Gemeinde „Mittendrin“ setzt auf Lebensnähe und unkonventionelles Zusammensein
Stand:
Sie nennt sich „Mittendrin“ und das will sie auch sein. Mittendrin im ganz normalen Alltag der Potsdamer. Die freie kirchliche Gemeinde hat für ihren Gottesdienst eine moderne Form gewählt und sich beim Ort alles andere als eine Kirche ausgesucht. Bisher gab es Treffen im Filmmuseum und im „Club Charlotte“, direkt über dem Kabarett Obelisk in der Charlottenstraße 31. Am vergangenen Sonntag sind vor allem junge Leute und Familien mit Kindern gekommen, die Stühle sind alle besetzt. Es ist der vierte Gottesdienst dieser Gemeinde.
Im Oktober 2011 wurde sie in Potsdam gegründet und Pastor Steffen Weil führte erst einmal Sondierungsgespräche. Die waren offenbar recht erfolgreich und so soll es ab 2013 regelmäßig alle 14 Tage Gottesdienste geben. Geholfen hat beim Bekanntmachen auch der enge Kontakt zum christlichen Kinderhilfswerk Arche e. V., das seit 2009 in Drewitz eine Heimstatt hat, dort Schüler betreut und mit kostenlosem Mittagessen versorgt.
Über diese Verbindung ist zum Beispiel Christoph Olschewski zu „Mittendrin“ gekommen. Ihm gefällt es, dass hier Gemeinschaft gelebt wird. Er hat schon viele persönliche Bekanntschaften geschlossen und will sich bei praktischen Hilfsangeboten einbringen. Das Miteinander liegt auch Pastor Steffen Weil am Herzen. Man wolle den Gemeindemitgliedern Hilfe anbieten, wenn sie benötigt wird, nicht nur als seelischen Beistand, sondern ganz konkret, erklärt er. Auch bei der Stadtverwaltung will er sich erkundigen, ob irgendwo Hilfe nottut, die von der Gemeinde geleistet werden kann. Die „Mittendrin“-Gemeinde finanziert sich übrigens ausschließlich über Spenden und der Pastor wird ebenfalls mit Spendengeldern bezahlt. Das funktioniere landesweit, meint Steffen, der als Umgangston das Du bevorzugt. Vor seinem Theologiestudium hat er als Krankenpfleger und Rettungssanitäter gearbeitet und er versteht es auch, auf der Gitarre den richtigen Ton anzugeben. Den Gottesdienst bestreitet er zusammen mit Claudia Mende und Katharina Lang, die mit ihm gemeinsam singen und musizieren.
Viel braucht es nicht, um den Gottesdienst der freien Kirche auszustatten. Alle, auch der Pfarrer, tragen Alltagskleidung. Die Klubausstattung ist geblieben, wie sie ist. Ein paar Mikrofone verstärken Wort und Ton, die Musikerin Claudia Mende hat ihre eigene Geige mitgebracht und das Klavier vom Klub wird auch mit einbezogen. Alles andere steuert die Bibel bei und es ist sehr viel von der Liebe Gottes die Rede. Es geht allerdings auch um die Versuchungen, denen wir täglich ausgesetzt sind. Beim Abendmahl wird Fladenbrot gebrochen und unvergorener Rebensaft gereicht. Wer noch mehr Gemeinsamkeit und Gespräch möchte, kann sich einem Ausflug in ein nahegelegenes Café anschließen. Dieses Angebot soll es nach jedem Gottesdienst geben. Und das nutzen dann auch einige.
Den Kindern gilt bei den Gottesdiensten besondere Aufmerksamkeit. Sie werden nicht nur extra begrüßt, sondern bekommen einen eigenen, kindgemäßen Zugang zu Gott angeboten. Wer älter als zweieinhalb Jahre ist, darf sich an einem dicken roten Seil festhalten und mit einer Betreuerin direkt um die Ecke ins Gemeindebüro gehen. Dort wird eine Geschichte aus der „Gott-hat-dich-lieb-Bibel“ von Sally-Lloyd Jones angeschaut und erklärt. Diese Geschichten fußen auf originalen Bibeltexten. Kurz vor Ende des Gottesdienstes im „Club Charlotte“ dann wieder Getrappel von vielen kleinen Füßen. Die Kinder sind zurück, die Familien neu vereint. Und wer sich gar nicht von Mama oder Papa trennen kann, darf natürlich auch bei den Großen bleiben.
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