Landeshauptstadt: Kirschen aus Königs Garten
Von „Gorbi“ gepflanzte Bäumchen tragen Früchte
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Sanssouci - Die am Tag der deutschen Einheit 2005, dem 3. Oktober, vom früheren sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow, Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl und anderen Prominenten unterhalb der Neuen Kammern gepflanzten Kirschbäumchen sind allesamt angewachsen. Die Süßkirschen haben die Stare zwar weggenascht, aber der Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Michael Rohde, konnte gestern immerhin die Ernte der Schattenmorellen ankündigen.
Der Wiederherstellung des unter Friedrich dem Großen angelegten Kirschgartens, der durch Sponsoring des Energiekonzerns Vattenfall Europe AG ermöglicht wurde, kommt hoher gartendenkmalpflegerischer Wert zu. Noch stehen erst 33 Bäumchen, doch ihre Anzahl wird durch weitere Pflanzungen bis 2008 auf 140 Exemplare gebracht. Der stellvertretende Gartendirektor Jörg Wacker begab sich dazu auf die Suche nach historischen Süß- und Sauerkirschsorten, die für das Geviert belegt sind. Zu ihnen zählen die Leopoldskirsche, die Doppelte Maikirsche, Prager Mukateller, die Weiße Spanische Knorpelkirsche, Pfälzer Maikirsche und Schattenmorelle. Wacker arbeitet mit der Baumschule Lorberg in Tremmen zusammen, die die Reiser vermehrt und heranzieht. Das ist ein langwieriger Prozess, so dass vier Jahresschritte notwendig werden.
Die Stiftung strebt laut Gartendirektor Rohde auch an, die früher in Sanssouci verbreitete Obsttreiberei an Spalieren wieder zu beleben und den Besuchern zu demonstrieren. Dafür ist die an die Terrassenmauer der Neuen Kammern anschließende Fläche vorgesehen, ebenso Winzerberg und Klausberg, deren Rekultivierung begonnen hat beziehungsweise vorbereitet wird. Außerdem überlege die Stiftung den Kirschgarten dem Publikum durch Veranstaltungen, beispielsweise eine „Kirschlese“, näher zu bringen.
Zu Friedrichs Zeiten wurde in Sanssouci bei der Parkgestaltung Schönes mit Nützlichem verbunden. Dafür ist auch das Parterre unterhalb der Neuen Kammern mit den Kirschbäumen ein Beispiel. Die Stiftung kann bei der Wiederherstellung auf einen Plan des für dieses Revier zuständigen Hofgärtners Friedrich Zacharias Saltzmann aus dem Jahr 1772 zurückgreifen. Mit Kirschen besetzt blieb das Revier bis 1788/89. Später legte Lenné hier einen Pleasureground zum Aufstellen von Kübelpflanzen an. Gartendirektor Georg Potente begann 1937 mit der Rückführung auf die barocke Gestaltung. Zwischen 1955 und 1974 befand sich in dem Geviert ein Rosengarten. E. Hoh
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