Landeshauptstadt: Kita-Misere im Norden
Familienfreundlichkeit in Potsdam bekam Risse
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Das Bild der Familienfreundlichkeit Potsdams bekam am Mittwochabend im Truman- Haus der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung arge Risse. Vor allem der Potsdamer FDP-Vorsitzende Marcel Yon arbeitete sich an dem Signet „Familienfreundlichste Stadt“ ab, das Potsdam im vergangenen Jahr von der Prognos AG verliehen bekam. So sei Potsdam „mitnichten“ führend in allen Belangen der Familienfreundlichkeit, sondern „lag nur im oberen Drittel “. Bei Aspekten wie dem Wohnumfeld und der Wohnsituation für Familien erreichte die brandenburgische Landeshauptstadt lediglich einen schlechten 335. Platz von 439 Kreisen und Städten.
Verbesserungen sind laut Yon im bislang viel gerühmten Kitabereich der Stadt notwendig. Zu wenig Kitaplätze im zuzugs- und familienreichen Norden und zu wenig Nachfrage im kitareichen Süden würden die fehlende Planung in der Stadt offenbaren. Dem widersprach eine Vertreterin der Stadtverwaltung. „Man kann die Kitas nicht auf Rollen setzen und vom Stern ins Bornstedter Feld schieben.“ Drei neue Kitas seien derzeit in der Planung, die neue Grundschule im Bornstedter Feld soll 2011 eröffnet werden, so die Verwaltungsmitarbeiterin. Selbst während der stärksten Kita-Nachfrage in den vergangenen Monaten existierten immer freie Plätze in Potsdam. „Der Rechtsanspruch bestehe auf einen Kita-Platz, nicht auf seinen gewünschten“, so die Aussage der Jugendamtsmitarbeiterin, die einen integrierten Kita- und Schulentwicklungsplan für die Stadt im März 2009 ankündigte. Wie jedoch dann dokumentierte Fälle entstehen, dass bei 16 Kita-Anmeldungen 16 Absagen kamen, blieb offen.
Yon plädierte, das bürgerschaftliche Engagement stärker zu nutzen. Dabei verwies er auf die Lokalen Bündnisse für Familien, die es bislang am Stern und in Babelsberg gibt. Am Wochenende gründet sich das dritte dieser Stadtteilbündnisse, dann im familienreichen Raum Nord/West. Durch das Engagement im Kinder- und Freizeitbereich würden auch individuelle Kita-Angebote verstärkt werden, behauptet Yon. Die scheinen indes schon vorhanden. Die 97 Kitas in der Stadt werden von 50 verschiedenen Trägern betrieben. Deren größte Hürde: die bürokratischen Vorgaben, wie Gerald Siegert, Geschäftsführer der Potsdamer Kinderwelt gGmbH erklärte. Der Träger betreibt zwei Kitas und vier Kinder-Tagespflegen in Potsdam. „Wir haben noch nicht mal die Rückzahlungen der Betriebskosten aus dem Jahr 2007.“ Yon will Anfang der kommenden Woche ein Reformkonzept präsentieren, wie „1,6 Millionen Euro Bürokratiekosten im Kitabereich pro Jahr eingespart werden“. KG
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