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Von Nicola Klusemann: Kita-Platzvergabe per Computer
Potsdamer Träger entwickelte System, das den quantitativen und qualitativen Bedarf abbildet
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Während das Jugendamt noch an einem verbesserten Verfahren zur Kita-Platzvergabe arbeitet, haben das Studentenwerk und die Kinderwelt gGmbH bereits eine Lösung erprobt. Das Modellprojekt sei im November zu Ende gegangen, teilte der Geschäftsführer des Kita-Trägers Kinderwelt, Gerald Siegert, gestern im Jugendhilfeausschuss mit. Insgesamt habe man im Erprobungszeitraum von einem Jahr 400 Elternberatungen durchgeführt und Plätze vermittelt. In ein eigens für das Projekt entwickeltes Computerprogramm seien die Daten der Eltern und Kinder eingepflegt worden, sagte Siegert. Dabei würden auch die Wünsche der Erziehungsberechtigten in Bezug auf den Betreuungsort und pädagogische Inhalte berücksichtigt. „So konnten wir passgenau vermitteln“, erklärte der Geschäftsführer des Kita-Trägers. Weil die eigene Kapazität von 100 Plätzen im Betriebskindergarten der Universität Potsdam und den 35 Tagespflegeplätzen zur Deckung nicht ausreichte, habe man mit anderen Trägern wie dem Fröbel e.V. und der Volkssolidarität kooperiert. „Mit Hilfe des PC war es möglich, den quantitativen und auch den qualitativen Bedarf an Kita-Plätzen abzubilden“, erklärte Siegert. Außerdem könne mit dem Programm gleich auch der Antrag auf Rechtsanspruch für einen Kita-Platz bearbeitet werde. Das erspare der Verwaltung zusätzliche Arbeit, so Siegert.
Zurzeit gebe es eine fast hundertprozentige Auslastung aller Kindertagesstätten in Potsdam, sagte Angela Basekow, Geschäftsführerin des AWO-Bezirksverbandes. Das mache eine „natürliche Auswahl“ für die Eltern unmöglich. Außerdem seien die Kita-Leiterinnen „viel zu viel mit Absagen“ beschäftigt. Das von Siegert vorgestellte Verfahren garantiere hingegen eine gute Planungsgrundlage, die dringend nötig wäre.
Das Kinderwelt-Projekt sei eine von vielen Lösungsmöglichkeiten, die derzeit 12 000 Plätze in Potsdam zu verwalten, erklärte hingegen die zuständige Beigeordnete Elona Müller. Es gebe auch in anderen Städten erprobte computergestützte Anmeldeverfahren, deren verschiedene Erfahrungen das Potsdamer Jugendamt zunächst gegenüber stellen wolle. „Das ist ja auch eine Kostenfrage“, sagte Müller. Eine entsprechende Ermittlung finde derzeit statt. Ein Ergebnis werde die Verwaltung im April vorlegen. Bis dahin verschöben sich auch die in der Verwaltungsvorlage festgeschriebenen Termine, ergänzte Jugendamtsleiter Norbert Schweers.
Der aus dem September stammende Verwaltungsvorschlag stieß bei den meisten Trägern bislang nicht auf Gegenliebe. Grundsätzlich sei es zu begrüßen, dass die doppelten Wege und Mehrfachanmeldungen eingeschränkt werden sollen, sagte Anke Koallick, Leiter der EJF-Lazarus Einrichtungen „Sonnenland“ und „Waldhaus“. Das löse aber das eigentliche Problem, nämlich den Platzmangel in Potsdams Norden nicht. Sie wünsche sich ein Gremium, vergleichbar mit dem Arbeitskreis der Kinder- und Jugendfreizeitstätten (AKKJ), in dem die knapp 50 Kita-Träger in der Stadt ihre Kapazitäten, aber auch ihre Wartelisten abgleichen, sagte Koallick. Deshalb werbe sie für den Vorschlag der Kinderwelt, sagte die AWO-Chefin Basekow. „Das ist endlich ein System, mit dem ein vernetztes Bild entsteht.“
Nicola Klusemann
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