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Dauerbaustelle mit Folgen. Die Sanierung der Kita „Sonnenschein“ hat Konsequenzen: Wegen der Bauarbeiten gibt es weniger Platz und weniger Kinder. Doch der Arbeitsaufwand ist bei Dauerumzugsstress enorm. Dennoch muss Personal gehen.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Kita-Träger klagt gegen Stadt

Jahrelange Sanierung der Kita „Sonnenschein“ hat Folgen: Personal muss gehen / Kritik am Jugendamt

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Zentrum-Ost - Eigentlich gibt es in der Kita „Sonnenschein“ im Zentrum-Ost viel Grund zum Strahlen. Nicht nur wegen ihres Namens. Die Fassade erscheint inzwischen in leuchtendem Gelb, es gibt einen neuen Turnraum mit Theaterbühne und nach und nach frisch sanierte Räume. „Mit den Sanierungsarbeiten sind wir glücklich und zufrieden“, sagt Kita-Leiter René Klostermann. Nur mit der Dauer der Arbeiten und mehr noch mit den Folgen hadern Mitarbeiter und vor allem Eltern.

„Ein normaler Kita-Alltag ist nur noch aufgrund des überaus hohen Engagements der Mitarbeiter möglich“, meint Mirko Wladimiroff, Vorsitzender des Kita-Ausschusses. Das wird nicht überall so gesehen: Im Potsdamer Jugendamt wird der Mehraufwand der Kita-Mitarbeiter nicht anerkannt. Den Antrag des gemeinnützigen Trägervereins „Der Paritätische“, den städtischen Finanzzuschuss für den gestiegenen Arbeitsaufwand in der Kita zu erhöhen, hat das Jugendamt abgelehnt. Dagegen klagt der Träger am Verwaltungsgericht, das Verfahren läuft.

Der 70er-Jahre-Bau wird vom Kommunalen Immobilienservice (KIS) seit 2009 saniert. Das Budget des KIS lässt nur eine Sanierung in mehreren Etappen zu – bis 2015 ist die Kita eine Baustelle. Für die null- bis sechsjährigen Kinder und ihre Erzieher bedeutet das regelmäßig Umzugsstress. „Uns fehlen in jeder Sanierungsphase vier Räume, wir müssen Gruppen zusammenlegen und in andere Räume ausweichen“, sagt Klostermann. Für seine Mitarbeiter sei das zusätzliche Arbeit: ständige Umzugsplanung, mehr logistischer Aufwand, erhöhte Fürsorge und Kontrolle. „Da schwinden die Kräfte“, sagt Bettina Stobbe, Fachreferentin in der Geschäftsstelle des „Paritätischen“, seit 2001 Trägerverein der Kita.

Doch den zusätzlichen Aufwand an Organisation, Planung und Betreuung erkennt das Jugendamt der Stadt nicht an. Im Gegenteil: Da die Kita die Zahl der betreuenden Kinder von 193 auf 167 reduzieren musste, beschäftigt sie nach Ansicht der Behörde zu viel Personal. Daher musste einer Erzieherin gekündigt werden, zwei weitere Mitarbeiter stünden laut Klostermann zur Disposition. Die Eltern sind entsetzt. „Die Sturheit der Stadtverwaltung hat zur Folge, dass Mitarbeiter entlassen werden müssen“, klagt Elternvertreter Wladimiroff.

Sowohl Träger als auch Leitung der Kita hätten bereits mit Beginn der Sanierungsplanung die Folgen kommen sehen und frühzeitig nach Alternativen gesucht – auch im Gespräch mit dem Jugendamt. Doch Container, Ausweichquartiere oder die Betreuung einer Waldgruppe außerhalb der Kita fanden entweder keine Zustimmung oder erwiesen sich als nicht machbar. Jedoch sei vom Jugendamt erwartet worden, dass die alltäglichen Kita-Abläufe bei laufender Sanierung wenn schon nicht als Mehrarbeit, wenigstens als Regelbetrieb anerkannt werden. Stattdessen reduzierte die Behörde den Personalschlüssel. „Das ist Verwaltungswillkür,“ schimpft Wladimiroff, während Stobbe diplomatischer meint: „Das Jugendamt hätte auch einen anderen Ermessensspielraum gehabt.“ Die Stadtverwaltung verwies nach PNN-Anfrage auf das laufende Gerichtsverfahren und wollte sich daher nicht weiter zu der Angelegenheit äußern.

Das Problem mehrjähriger Sanierungsarbeiten hat die Kita „Sonnenschein“ nicht exklusiv. 17 Kitas befinden sich auf der Sanierungsliste des KIS, bei mehr als der Hälfte dauern die Arbeiten mehrere Jahre. „Für die Situation muss generell eine Lösung gefunden werden“, sagt daher die Linken-Stadtverordnete Siegried Müller, zugleich Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses. Vor dem Hintergrund der Klage des „Paritätischen“ und einem möglichen Präzedenzurteil habe der Ausschuss jedoch keine Empfehlung abgegeben. „Dass der Mitarbeiterin jetzt gekündigt werden musste, ist natürlich bedauerlich“, sagt Müller.

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