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SONNTAGS um zehn: Klänge weit über der Stadt

Glockenweihgottesdienst in der St. Nikolaikirche

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Das war ein großer Tag für die St. Nikolai-Gemeinde. Ostersonntag ab zehn Uhr begann die Weihe der vier neuen Bronzeglocken in einem Gottesdienst. Und hunderte Menschen aus nah und fern versammelten sich im weiten Raum der St. Nikolaikirche. Das Ensemble Exxential Bach gab der festlichen Stunde mit österlicher Musik von Johann Sebastian Bach einen überaus festlichen Rahmen. Auch die Gemeinde selbst stimmte mit Chorälen in das Lob ein.

Glocken unterbrechen mit ihrem Klang nicht nur die Eintönigkeit des Alltagslebens. Sie geben den Tagen Struktur und verweisen die Menschen mit lautem Schlag auf eine Dimension, die weit über unser Leben mit seiner oft banalen Geschäftigkeit hinausreicht. Pfarrerin Susanne Weichenhan sagte dann auch, dass die Glocken in den Dienst Gottes und der Menschen gestellt werden, dass sie zu Wort und Sakrament rufen. Ursprünglich hatte die St. Nikolaikirche keine freischwingende Glocke, erst durch den Bau der vier Ecktürme konnten 1849 in eisernen Glockenstühlen je eine schwingende Bronzeglocke eingebaut werden. Drei von ihnen wurden während des Ersten Weltkriegs 1917 beschlagnahmt, für die Kriegsrüstung, und wie es damals oft üblich war, eingeschmolzen. 1922 ersetzte man sie durch Stahlglocken. Bei der Zerstörung der Kirche im April 1945 zerbrachen auch die Glocken in den Südtürmen und nur die Zwei in den Nordtürmen blieben erhalten. 1984 konnte die Fehlende im Südwestturm durch die 1950 für die Heilig-Kreuz-Kapelle im Turmstumpf der Garnisonkirche gegossene Bronzeglocke ersetzt werden.

Innerhalb der umfangreichen Sanierung wurden in den vergangenen Tagen vier neue Bronzeglocken aus der Eifeler Glockengießerei in Brockscheid in die hölzernen Glockenstühle eingebaut. Die größte, 1700 Kilogramm schwere „Dankglocke“ im Nordwestturm mit dem Ton d‘ hat die Inschrift „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich“. Die 1100 Kilogramm wiegende „Vaterunser-Glocke“, Ton f‘, mit der Bitte „Vergib uns unsere Schuld“ sowie die 590 Kilogramm „Lobglocke“, Ton a‘, mit der Aufforderung „Lobe den Herren“, wurden im Südwestturm aufgehängt und die 760 Kilogramm „Gebetsglocke“, Ton g‘, mit der Empfehlung „Betet ohne Unterlass“, im Südostturm.

Die vier Töne machte sich die Gemeinde im Glockenweihgottesdienst mit der Liedzeile „Gott rufet noch“ sowie in liturgischen Gesängen zu Eigen. Kantor Björn O. Wiede schrieb dafür die trefflichen Melodien. Nach der Weihe erhoben die Bronzeglocken harmonisch ihren dunklen und warmherzigen Ruf. Er drang eindringlich in das Gotteshaus und weit über die Stadt. Die vier Töne verbinden sich nun mit den Glocken der anderen Kirchen Potsdams. Klaus Büstrin

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