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„Rambo von Potsdam“. Ex-Baudezernent Detlef Kaminski bei der Debatte.

© Klaer

ORTSTERMIN: Klartext mit Kaminski

Mit Matthias Klipp hat Detlef Kaminski nicht wenig gemeinsam. Auch er war als Baudezernent der starke Mann der Stadtpolitik.

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Mit Matthias Klipp hat Detlef Kaminski nicht wenig gemeinsam. Auch er war als Baudezernent der starke Mann der Stadtpolitik. Auch er kam aus der Bürgerbewegung, er hatte den SED-Wahlbetrug in Potsdam mit aufgedeckt. Auch Kaminski polarisierte, provozierte wie kein anderer. Selbst die Spitznamen gleichen sich: Wie Klipp wurde auch er der „Rambo von Potsdam“ genannt. Und auch Kaminski stürzte dereinst im Jahr 1998 über eine Baufilz-Affäre.

Öffentliche Auftritte von Detlef Kaminski in Potsdam sind selten geworden. Am Dienstagabend sprach er erstmals seit Längerem wieder vor Publikum. Und er äußerte sich, was er bislang stets vermieden hatte, auch zu aktuellen Fragen.

Wie sieht Kaminski also die Affäre um seinen Nach-Nach-Nachfolger, der ihm in vieler Hinsicht so ähnlich ist? Klipp müsse sich fragen, ob es angesichts des zerrütteten Vertrauensverhältnisses zum Oberbürgermeister überhaupt noch Sinn mache, wieder auf dem Posten zu arbeiten, sagte Kaminski. In diesem sensiblen Bereich wie der Bauverwaltung dürfe zwischen einen Dezernenten und seinen Dienstherren „kein Blatt Papier“ passen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch einmal funktionieren kann.“

Acht Jahre stand Kaminski an der Spitze der Potsdamer Bauverwaltung, es waren die wilden 1990er, Potsdams Aufbaujahre. Mit seiner Politik hat der heute 60-Jährige Weichen gestellt, die städtebauliche Entwicklung der Stadt nach der politischen Wende maßgeblich mitbestimmt. Vor allem darum ging es bei der vom Rathaus organisierten Podiumsdiskussion „25 Jahre Stadtsanierung“. Nach der Abwahl verließ er die Politik, zog sich zurück, arbeitete aber weiter als Projektentwickler in der Stadt.

Bei den heißen Eisen der Stadtentwicklung ist Kaminski heute so deutlich wie einst. Im Konflikt um den seit Jahren gesperrten früheren Uferweg am Griebnitzsee wäre er „hemdsärmeliger rangegangen“, sagte er. Nach der Sperrung des Weges durch Anrainer hätte er vor deren Ufergrundstücken eine Pontonbrücke für Fußgänger und Radfahrer installiert – „bis sie wieder aufmachen“. Auf juristischem Wege, „ohne flankierende Maßnahmen“, – so, wie es jetzt versucht wird – sei so ein Kampf kaum zu gewinnen.

In Sachen Krampnitz empfahl Kaminski, den geplanten Stadtteil weiter in Eigenregie der Stadt zu entwickeln. „Das muss so durchgezogen werden, notfalls auch mit Enteignungen.“ Zuletzt hatte die Stadt die Enteignung zwar angedroht, war zugleich aber in Vergleichsverhandlungen mit den umstrittenen Käufern des Geländes getreten. Zum stetigen Zuzug nach Potsdam sagte Kaminski, nur mit mehr Wohnungen werde der Druck auf dem Wohnungsmarkt sinken. Gleichwohl: Eine Allheillösung gäbe es nicht. Allerdings verwies er auch auf die Zeit kurz nach der Wende, als in Potsdam wegen vieler baufälliger Häuser rund 30 000 Wohnungssuchende registriert waren. Dagegen seien viele Schwierigkeiten von heute Luxusprobleme.

Seine in den 1990ern auch kritisierte restriktive Stadtentwicklungspolitik sieht Kaminski bis heute als richtig an. Er berichtete von „Pseudoinvestoren“, die täglich an seinem Schreibtisch gesessen und ihm Planspiele präsentiert hätten: eine überdachte Einkaufsmall im Holländischen Viertel, eine Filiale der Deutschen Bank im Café Heider am Nauener Tor. Mit seinem Kurs „Pläne statt Kräne“ habe er vielen Vorhaben einen Riegel vorschieben können – und damit gerade in der Innenstadt viel Bausubstanz gerettet.

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