Sport: Klassiker statt Katastrophe
Ghanas Fußballerinnen sagten Spiel ab – nun empfangen die Deutschen am Donnerstag die Niederlande
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Ghanas Fußballerinnen sagten Spiel ab – nun empfangen die Deutschen am Donnerstag die Niederlande Die Bombe platzte gestern bei der Pressekonferenz im Berliner Quality-Hotel und zeigte aber auch, dass sich die Mühlen deutscher Bürokratie manchmal viel schneller bewegen als üblicherweise angenommen. Denn das, was die Trainerin der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft, Tina Theune-Meyer, zu verkünden hatte, klang anfangs gar nicht gut. Der Grund: Auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol, so berichtete sie, wartete eine DFB-Delegation gestern morgen umsonst auf das Team aus Ghana, gegen das die Deutschen am Donnerstag zum Ländervergleich im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark antreten sollten. „Die Damen zogen es vor, ganz plötzlich abzusagen“, so die Bundestrainerin. „Doch innerhalb von nur drei Stunden wurde gleich vor Ort ein neuer Gegner organisiert. Wir treten jetzt gegen die Niederlande an.“ Das sei immer ein Klassiker – nicht nur bei den Männern. „Eine komplette Absage wäre eine Katastrophe gewesen. Mit den Niederlanden haben wir unseren Wunschgegner aus der Kandidatenliste, die wir für den Fall der Fälle aufgestellt hatten.“ Ariane Hingst vom 1. FFC Turbine Potsdam schien die ganze Sache gestern eher weniger beeindruckt zu haben. „Ich kenne das bereits von dieser Mannschaft“, erzählte sie. „Schon im Vorfeld der Olympischen Spiele haben sie ein Spiel gegen uns kurzfristig abgesagt. Dafür haben wir dann gegen Nigeria gespielt.“ Dass es nun gegen die Niederlande geht, ist für sie keine geringere Herausforderung: „Ich wollte schon immer mal in meiner Heimatstadt ein Länderspiel bestreiten“, so die Mittelfeldspielerin, die in Berlin am Donnerstag ihr 99. Länderspiel bestreiten wird. Dann wird neben der nachnominierten Navina Omilade auch ihre Vereinskameradin Inken Becher das DFB-Trikot überstreifen. „Auch mir ist der Gegner völlig egal – ich bin auf jedes Spiel heiß“, versicherte sie. Am Wochenende stand sie noch mit Ariane Hingst für die Turbine-Elf in der Abwehr, und beide machten ihre Sache gut. „Vielleicht“, so Tina Theune-Meyer, „wird das ja auch am Donnerstag der Fall sein.“ Das entscheiden nicht zuletzt auch die Trainingsleistungen – morgen kann den Damen im Jahn-Sportpark an der Cantianstraße über die Schultern geschaut werden. Hingst und Becher verbindet inzwischen indes eine Freundschaft, an die einst in der gemeinsamen Zeit bei Hertha Zehlendorf noch nicht zu denken war. „Mein Trainer sagte damals, kümmre dich mal um sie“, erzählte Ariane. „Aber da war eine Abneigung auf beiden Seiten.“ Die fußballerischen Qualitäten beider und wohl auch der gereifte Teamgeist dürften zur Besserung beigetragen haben. Nun hoffen die Akteure auf kraftvolle Unterstützung der Fans, wissen jedoch auch, dass dies wegen der Ferienzeit und des frühen Termins nicht leicht sein wird. Bis jetzt sind rund 1300 Karten verkauft – „Reaktionen aus Potsdam und dem Umland fehlen uns allerdings noch“, sagte Frank Schlüter vom Berliner Fußballbund und hofft: „Vielleicht gibt die Änderung mit den Niederlanden ja noch den nötigen Aufwind.“ Karten gibt es für drei, fünf und zehn Euro. Gegen die Niederlande will Tina Theune-Meyer vor allem „die älteren etablierten“ Spielerinnen einsetzen, weil die U19-Mädchen zum Turnier in Frankfurt weilen. Henner Mallwitz
Henner Mallwitz
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