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Von Kay Grimmer: Kleine Feier am Griebnitzsee

Die Bürgerinitiative „Griebnitzsee für alle“ lud zum Glühwein am See ein. 500 Potsdamer und Berliner kamen – und wandelten auf einem Pontonweg aus Flössen übers Wasser an den Sperr-Zäunen vorbei. Gefeiert wurde

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Babelsberg - Das Ehepaar aus Zehlendorf frohlockt. „Jetzt ist der Weg ja bald frei, oder?“ Die Aktivisten der Bürgerinitiative „Griebnitzsee für alle“, die am Sonntagmittag zum „Glühwein im Sperrgebiet“ ans Seeufer eingeladen haben, bremsen die Begeisterung. Die Entscheidung des Bundes, die 51 Mauergrundstücke am Ufer an Potsdam zu veräußern, sei nur ein erster Erfolg – „allerdings ein wichtiges und deutliches Signal“, erklärt Susanne Ahlefelder-Potthast.

Das Treffen am Sonntag am Ufer unterhalb des Hotels am Griebnitzsee ist ein kleines Volksfest. 500 Besucher zählt die Bürgerinitiative. Selbst ein Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) ist gekommen – aus privatem Interesse. Die Bima wickelt für den Bund die Grundstücksverkäufe ab. Die Mauergrundstücks-Problematik ist dem Fachmann bekannt. In den 1990er-Jahren habe er in Hennigsdorf einen ähnlichen Fall bearbeitet. „Dort wurde sofort ein Bebauungsplan erstellt, danach war die öffentliche Nutzung des Ex-Grenzwegs klar“, macht er das Versäumnis der Potsdamer Verwaltung deutlich. Im Klartext: Hätte die Stadt früher gehandelt, wäre das heutige Ringen um den freien Uferweg, das Millionen kostet, nicht nötig.

Doch die Realität sieht anders aus: Ein Ponton aus zusammengebundenen Flößen führt am Sonntagmittag um ein gesperrtes Ufergrundstück herum. Die Bürgerinitiative hat mit Hilfe des Flossstation-Inhabers Ole Bemmann einen Weg übers Wasser gelegt. Über sieben schwankende Flöße kraxeln die Besucher um das Sperr-Grundstück, dessen mutmaßlich russischen Eigentümer seit Samstag vor einer Woche mit Zäunen das letzte frei zugängliche Weg-Teilstück zwischen dem Bahnhof Griebnitzsee und Berlin blockieren. Der abgesperrte Uferstreifen, der keinen Straßenzugang hat und nicht zum darüber liegenden Villengrundstück gehört, erregt die Gemüter – sicherheitshalber haben die Eigentümer einen Wachschützer engagiert. „Vor diesen Spekulations-Grundstücken haben wir schon 2004 gewarnt“, sagt Christiane Raffauf, deren Mann Walter Raffauf die Bürgerinitiative gegründet hat.

Selbst Optimisten sind am Sonntag der Meinung: Ein durchgängig offener Uferweg bleibt vorerst Vision – selbst wenn der Verkauf der bundeseigenen Grundstücke an Potsdam „sehr sicher ist“, wie SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein sagt. Die Politikerin hat mit den Babelsberger Sozialdemokraten am Vormittag zum Spaziergang durch das Villenviertel am Griebnitzsee eingeladen. Potsdam-Historiker Hartmut Knitter referiert. Wicklein hingegen guckt in die Zukunft: „Jetzt muss die Stadt dort, wo es möglich ist, schnellstmöglich einen Uferweg schaffen – auch wenn zunächst nur punktuell.“ Außerdem erwartet Wicklein weitere Bemühungen der Stadt, mit Ufer-Sperrern zu verhandeln. Linke-Stadtfraktionschef Hans- Jürgen Scharfenberg will klären, welche Grundstücke öffentlich nutzbar sind. Auch ein Ponton soll geprüft werden – allerdings nur bei einzelnen Grundstücken. „Nicht, dass sich die Sperrer darauf ausruhen. Wir wollen einen öffentlichen Uferweg, keinen Ponton.“ Enteignungen als letztes Mittel auf Grundlage eines gerichtsfesten Bebauungsplans bleiben für Scharfenberg eine Option. Gleichzeitig bringt der Linke-Politiker wieder seine Idee einer Stiftung ins Gespräch. „So könnten sich Potsdamer direkt am Uferweg beteiligen.“

Das erste Geld stünde womöglich bereit. Die Bürgerinitiative bekam kürzlich eine Spende für Zeitungsanzeigen, um darin für einen Verkauf der Bundesgrundstücke an Potsdam zu werben. „Das ist ja nicht mehr nötig“, sagt Ahlefelder-Potthast. „Wir werden die Spender fragen, ob wir das Geld für eine Uferweg-Anschubfinanzierung nutzen dürfen.“

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