Landeshauptstadt: Kleine Leben gerettet
Potsdams Spende ist in der Kinderklinik Minsk angekommen: Für sieben schwerkranke Kinder hat das lange Warten ein Ende
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Potsdams Spende ist in der Kinderklinik Minsk angekommen: Für sieben schwerkranke Kinder hat das lange Warten ein Ende Von Nicola Klusemann Die Gesichter der Mütter, die auf dem langen neonbeleuchteten Krankenhausflur in Minsk sitzen, sind gekennzeichnet vom ausdauernden Hoffen und Beten. Ihre Säuglinge und Kleinkinder kamen mit schweren Herzfehlern auf die Welt; ihre einzige Überlebenschance ist eine Operation – und die Warteliste im Kinderherzzentrum Minsk lang. Für sieben tapfere kleine Patienten und ihre Eltern hatte vor wenigen Tagen das Warten endlich ein Ende – dank eines Spendenschecks aus Potsdam. Den hat Herbert Schnoor, ehemaliger Innenminister aus Nordrhein-Westfalen und seit einigen Jahren Wahl-Werderaner, höchst persönlich überbracht. Der Ex-Politiker ist Mitbegründer des Vereins Hilfe für die Kinderklinik Minsk e.V., für den die drei Potsdamer Serviceclubs Soroptimist International (SI), Rotary und Lions im vergangenen Jahr ein gemeinsames Benefizkonzert im Alten Rathaus organisierten. Um die Summe auf 5000 Euro aufzurunden, hatten die SI-Schwestern aus dem eigenen Fonds 1500 Euro beigesteuert. Ein vierter Spender legte nochmal 1000 Euro oben drauf. Mit dem Geld ließe sich das besonders teure „Verbrauchsmaterial“ wie Medikamente, Verbandszeug, Einweg-Katheder und anderes bei den komplizierten Eingriffen am Herzen bezahlen, erläuterte Spendenüberbringer Schnoor. Für die hilfsbereiten Menschen in Potsdam und Umgebung war er nach Weißrussland gereist, um Fotos von den kleinen Patienten mitzubringen, denen mit dem Geld geholfen werden kann. Als Vertreter des Vereins ließ er sich aber auch durch die gesamte Herzchirurgie führen. Die Kinderklinik in Minsk ist das einzige Krankenhaus in ganz Belarus, in dem Operationen am offenen Herzen durchgeführt werden können. Schnoors Verein, der vom Land Nordrhein-Westfalen unterstützt wird, hat bisher 15 Millionen Mark in die weißrussische Einrichtung investiert. „Das Haus und die medizinischen Geräte werden tiptop gepflegt“, ist sein Eindruck nach seinem jüngsten Besuch. Winzling Vladimir ist mit zig Schläuchen und Kabeln an lebenserhaltende Maschinen angeschlossen. Am Kopfende seines Bettchens klebt die Fotografie einer Ikone. Der Säugling hat das Schlimmste bereits überstanden. Seine von Geburt an fehlerhaften Herzkranzgefäße konnten operativ repariert werden. Wie in deutschen Krankenhäusern können Eltern auch dort den so genannten Rooming-In-Service nutzen: Mütter oder Väter werden mit ihren kranken Kindern stationär aufgenommen – als Beistand. Neben vier modernen Operationssälen, Intensivstation und Kathederbereich habe man auch für eine möglichst kinderfreundliche Unterbringung gesorgt. Die Kleinen litten ja so schon genug, sagt Herbert Schnoor. Das ganze Land sei von Armut geprägt, die Bevölkerung leide bis heute unter den Folgen des Atomreaktorunglücks in Tschernobyl und der starken Abhängigkeit von Russland. Als Schnoor jetzt in Minsk war, herrschten dort Außentemperaturen von bis zu minus 25 Grad. „Und die Russen drehten für einen Tag einfach das Gas ab“, viele Heizungen fielen aus. „Zu diesem Zeitpunkten tagten dort auch die NGOs (nicht staatliche Hilfsorganisationen) mit 450 Teilnehmern.“ Nur nach staatlichem Verhandlungsgeschick sei schließlich die Gaslieferung wieder frei gegeben worden.
Nicola Klusemann
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