Landeshauptstadt: Kleiner, aber feiner Tagungsort
Potsdam entwickelt sich zum Kongresszentrum: Mehr als 5600 Großveranstaltungen in diesem Jahr
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Potsdam etabliert sich als internationale Kongressstadt: Der Trend gehe eindeutig zu mehr Tagungen, sagte Birgit Freitag vom Potsdam Tourismus Service (PTS) gestern den PNN. Es gebe schon jetzt Anfragen für die Veranstaltungen im Jahr 2010, so Freitag. „Vermehrt“ gehe es dabei auch um internationale Kongresse, Konferenzen und Tagungen. So finden allein in den drei größten Hotels der Stadt insgesamt rund 5600 derartige Veranstaltungen in diesem Jahr statt.
Heute etwa beginnt im Kongresshotel am Templiner See die „7. Weltkonferenz für Personenzentrierte und Experienzielle Psychotherapie und Beratung“. Bereits gestern sind die ersten der insgesamt rund 400 Psychologen und Berater aus Asien, Afrika, Amerika, Australien und Europa im Tagungszentrum am Luftschiffhafen eingetroffen. Vier Tage bleiben sie in Potsdam, um an der Veranstaltung der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie teilzunehmen, die das erste Mal in Deutschland stattfindet. Gastgeber für die 6. Weltkonferenz 2005 war das niederländische Egmont aan Zee, auch im amerikanischen Chicago tagten die Psychologen bereits. Dass die Wahl nun auf Potsdam fiel, liegt laut Sylvia Rasch-Owald vom diesjährigen Organisationskomitee daran, dass sich „Ost und West hier trifft“. Man habe unbedingt in den neuen Bundesländern tagen wollen. Und Potsdam habe nicht nur den Pluspunkt in direkter Nachbarschaft zu Berlin zu liegen, sondern eine Stadt zu sein, die „ausgesprochen historisch geprägt ist“, so Rasch-Owald. Die gesamte deutsche Geschichte spiegele sich hier wieder – bis hin zur Ost-West-Problematik.
Insgesamt rund 2400 Tagungen, Konferenzen, Seminare werden 2006 im Kongress-Hotel veranstaltet, sagte Geschäftsführerin Jutta Braun. Mit 496 Hotelzimmern, 44 Tagungsräume, in denen bis zu 500 Personen Platz haben, ist es das größte Hotel in Potsdam. Erst 2005 hat sich das Haus am Templiner See voll auf Tagungsgäste ausgerichtet, einen Restaurant- und Barbereich aufgebaut, um den Kongressveranstaltern „Tagen, Wohnen und Essen unter einem Dach“ bieten zu können. Denn Braun ist überzeugt davon, dass Potsdam für derartige Veranstaltungen eine „interessante Adresse“ ist. Es gebe einen Trendwechsel von Berlin „zum kleinen, feinen Tagungsort“, so Braun. Selbst die Gewerkschaft Verdi scheint Gefallen an dem Standort gefunden zu haben: Schon zum dritten Mal fanden 2006 im Kongresshotel die bundesweiten Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst statt. Ebenso wie der Energiewirtschafts-Gipfel. Zudem hatten sich Potsdam im Mai alle Adelsverbände Deutschlands im Seminaris-Seehotel an der Pirschheide getroffen. Laut Hotelchef Hartmut Pirl werden dort im gesamten Jahr 2006 rund 40 000 Teilnehmer von ungefähr 1400 Veranstaltungen übernachtet haben. Das seien 80 Prozent der gesamten Gästezahl. Auch das Dorint-Hotel an der Jägerallee erzielt laut Direktorin Heike Straßburger-Siefert 70 Prozent seiner Zimmerauslastung mit Kongress- und Seminarteilnehmern. So tagen dort einmal im Jahr rund 500 Hausärzte aus ganz Deutschland, so Straßburger-Siefert. Insgesamt 1800 Großveranstaltungen würden 2006 in ihrem Haus organisiert. Zu den Organisatoren von Kongressen und Firmenevents gehört seit Januar 2006 auch der PTS, bei dem nun drei Mitarbeiter sich nur um dieses Thema kümmern. 32 Events haben sie bereits in der Landeshauptstadt realisiert. Wie die Hotels akquiriert auch der PTS seine Kunden auf speziellen Fachmessen wie der IMEX in Frankfurt am Main. Viele Kontakte zu Veranstaltern würden aber auch über die wissenschaftlichen Einrichtungen Potsdams geknüpft, etwa dem Max-Planck-Institut, dem Geoforschungszentrum oder der Universität, so PTS-Sprecherin Freitag. Zudem werde gerade ein Tagungsplaner für Potsdam erstellt. just
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