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Ausblick und Gegenwart. An der Brandwand der Stadt- und Landesbibliothek ist zu sehen, wie sich der kommunale Sanierungsträger für die Potsdamer Mitte die Innenstadt künftig vorstellt. Die marode Fachhochschule – auf dem Foto rechts – soll abgerissen und mit zwei Wohn- und Geschäftskarrees bebaut werden.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Kleinteiligkeit gewünscht

Ausschüsse bestätigen Planungen für Potsdams Mitte. Genossenschaften halten an Engagement fest

Stand:

Innenstadt - Für die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte auf den historischen Stadtgrundriss hat die Stadtpolitik erneut Weichen gestellt. Die Mitglieder im städtischen Bau- und im Hauptausschuss billigten am Dienstag- und Mittwochabend mehrheitlich das von der Verwaltung vorgelegte Konzept zur Vergabe jener Grundstücke am Alten Markt, auf denen derzeit noch das Gebäude der Fachhochschule steht. Die Pläne sehen vor, hier zwei kleinteilig parzellierte Stadtkarrees zu schaffen (PNN berichteten). Nach dem ab Herbst geplanten Abriss der Fachhochschule soll zunächst mit der Bebauung des am Alten Markt liegenden Areals begonnen werden. Das benachbarte, an die Bibliothek angrenzende Gelände soll folgen.

Die Ausschüsse lehnten zugleich eine Forderung der Linken ab, bauwilligen Investoren auf dem Areal zu größeren zusammenhängenden Bauflächen zu verhelfen. Die bisher angedachten Grundsätze für die Vergabe der Grundstücke sehen vor, dass an keinen Investor zwei straßenseitig nebeneinanderliegende Lose vergeben werden dürfen. Ein Los umfasst bis zu drei Grundstücke. Die Linke wollte mit ihrem Antrag eine Lockerung dieser starren Regel erreichen. Die Vergabe von bis zu zwei straßenseitig nebeneinanderliegenden Losen sollte nach ihren Vorstellungen möglich werden. Dem folgten die meisten Stadtverordneten aber nicht, nur das Bürgerbündnis unterstützte die Linken. Die in dem vorliegenden Konzept der Stadtverwaltung vorgesehene Kleinteiligkeit und Vielfalt wollten die Ausschussmitglieder nicht verwässern.

Spannend in dem Vergabeverfahren wird es sein, welche Interessenten vermutlich im vierten Quartal dieses Jahres den Zuschlag für die Filetgrundstücke in Potsdams historischer Mitte erhalten werden. Sollte allerdings dem von der Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“ initiierten Bürgerbegehren, das unter anderem den Erhalt des Fachhochschulgebäudes zum Ziel hat, vom Verwaltungsgericht doch noch die rechtliche Zulässigkeit bescheinigt werden, könnte sich die Lage noch einmal grundlegend verändern. Denn Voraussetzung für die geplante Neubebauung ist bekanntlich ein Abriss des FH-Gebäudes. Im März will sich das Gericht mit dem Bürgerbegehren beschäftigen (PNN berichteten).

Nach wie vor unter den Anwärtern für die Bebauung des sogenannten Blocks III – das ist das an den Alten Markt angrenzende Areal – sind auch mehrere Potsdamer Wohnungsgenossenschaften. Als Gast im Bauausschuss sagte Bodo Jablonowski von der Genossenschaft „Karl Marx“: „Wir beschäftigen uns nach wie vor mit dem Verfahren.“ Man werde konkrete Erwerbsangebote machen können. Er sprach zugleich im Namen zweier weiterer Potsdamer Wohnungsgenossenschaften. Jablonowski warb für eine wirtschaftliche Herangehensweise bei der Vergabe der Grundstücke: Er verstehe durchaus den Wunsch nach architektonischer Vielfalt, aber es gebe unterschiedlich kostenintensive Flächen. Fasse man mehrere Lose zusammen, sei mit Synergieeffekten zu rechnen. Befürchtungen vor einer wenig interessanten Architektur trat er zugleich entgegen: Man werde nicht hinter einer einzigen langen Fassade einen Block „durchschießen“.

Das geplante Engagement von Potsdamer Wohnungsgenossenschaften beim Umbau des Mitte-Areals neben der Nikolaikirche hatte zuletzt teilweise für Enttäuschungen gesorgt. Denn wirklich preiswert, wie mancher zunächst hoffte, werden die Genossenschaften – sofern sie denn Grundstücke bekommen – ihre Wohnungen in der neuen Mitte nicht anbieten. Zwar hatte Wolfram Gay, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft 1956, im vergangenen Sommer noch gesagt, wenn man es mit dem Anliegen ernst meine, in der Innenstadt langfristig preisgünstigen Wohnraum haben zu wollen, müssten auch die Genossenschaften dort zum Zuge kommen. Doch im vergangenen Jahr wurde sogar eine Nettokaltmiete von zwölf Euro je Quadratmeter für die geplanten Genossenschaftswohnungen prognostiziert. Gay bekräftigte am Mittwoch auf PNN-Anfrage, dass seine Genossenschaft in dem Areal zwar Wohnungen, aber keine mit Landesmitteln geförderten Sozialwohnungen, bauen wolle. Die konkrete Miethöhe könne jetzt noch nicht exakt berechnet werden. Gay bestätigte zugleich, dass sich sein Unternehmen für Grundstücke im Block III bewerben wolle. Ein gewichtiges Zuschlagskriterium für die Ausschreibungen der Lose ist aber auch, dass möglichst Sozialwohnungen in der Mitte errichtet werden.

In der Sitzung am Dienstagabend beschäftigten sich die Mitglieder des Bauausschusses zudem mit der Frage, ob ein verbindliches Farbkonzept für die geplante weitere Bebauung der Mitte erstellt werden soll. Ein von der SPD und der CDU/ANW-Fraktion getragener Antrag hatte genau dies gefordert. Nach dem Hinweis aus der Verwaltung, hierfür sei noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, vertagte der Ausschuss eine Entscheidung. Stadtplanungschef Andreas Goetzmann sagte, man müsse sich erst noch an die Thematik eines Farbkonzepts herantasten. „Es ist ein Stück Learning by Doing“, so Goetzmann. (mit HK)

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