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Unsaubere Gesc häfte: Klemund zieht sich zurück – vorerst

Sparkassen-Verwaltungsrat soll Geld für eine Kreditvermittlung an eine Baufirma genommen haben. Politiker fordern Konsequenzen.

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Die Vorwürfe gegen den Sparkasse-Verwaltungsrat Andreas Klemund (SPD) haben erste Folgen. Klemund will seine Mitgliedschaft in dem Gremium nach PNN-Informationen vorerst ruhen lassen und an der Aufklärung mitwirken. Als Geschäftsführer und Inhaber der Beratungsfirma K-Solutions soll Klemund einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge im Jahr 2009 eine Provision für die Vermittlung eines Kredits der Mittelbrandenburgischen Sparkasse gefordert haben. Als Verwaltungsratsmitglied sind ihm solche Geschäfte untersagt. Die Firma K-Solutions will Klemund nach PNN-Informationen nun zum Jahresende auflösen.

Im Detail geht es um 24 500 Euro. Dem Bericht zufolge soll Klemund einen Kredit in Höhe von 2,45 Millionen Euro für den Käufer von Grundstücken in Stahnsdorf vermittelt haben. Dafür forderte er vom Verkäufer ein Prozent Provision. Klemund, der in Potsdam auch die Luftschiffhafen GmbH im Besitz der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam leitet, ist derzeit im Urlaub und war am Donnerstag für die PNN nicht zu sprechen. Gegenüber der Bild-Zeitung hatte er zuvor erklärt, er sei kein gewerblicher Finanzierungsvermittler gewesen und seine Firma sei „nicht Mitglied des Verwaltungsrats der Mittelbrandenburgischen Sparkasse.“

Bei der Sparkasse ist man von dem Geschäft überrascht. „Wir wissen davon aus der Presse und prüfen derzeit“, so Sparkassen-Sprecher Robert Heiduck gegenüber den PNN. Mitgliedern des Verwaltungsrats ist die Vermittlung von Bankgeschäften nach dem Sparkassengesetz untersagt. Alle Mitglieder des Gremiums müssen deshalb zu Beginn ihrer Tätigkeit eine entsprechende Erklärung abgeben.

„Herr Klemund hat uns gegenüber alle nach dem Sparkassengesetz notwendigen Erklärungen abgegeben, um bei uns Verwaltungsratsmitglied sein zu können“, sagte Heiduck. Klemund sei an keinen Kreditentscheidungen beteiligt gewesen. Die Sparkasse habe mit der Prüfung des Geschäfts begonnen.

Vorsitzender des Verwaltungsrats ist Wolfgang Blasig (SPD), der Landrat von Potsdam-Mittelmark. Er fordert von Klemund nun, die Vorwürfe bis zur nächsten Woche aufzuklären. Bevor nicht alles auf dem Tisch liege, gelte die Unschuldsvermutung. Klemunds bisherige Erklärungen ließen jedoch einige Fragen offen, so Blasig gegenüber den PNN.

Es ist nicht das erste mal, dass Klemund unsaubere Geschäfte vorgeworfen werden. Als Aufsichtsratsmitglied des Entwicklungsträgers Bornstedter Feld, der das städtische Tochterunternehmen kontrolliert, soll Klemund einen Flächenankauf in dem Entwicklungsgebiet vermittelt haben – auch das gegen Provision beim selben Geschäftspartner. Die Pro Potsdam, zu der der Entwicklungsträger gehört, lässt den Vorgang derzeit von einem externen Gutachter prüfen. Ende August soll dem Hauptausschuss der Stadtverordneten ein Zwischenstand mitgeteilt werden, hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zugesichert.

Im Rathaus wird Klemunds Rückzug begrüßt: „Es ist aus unserer Sicht der richtige Schritt von Herrn Klemund, bis zur Klärung der Vorwürfe seinen Sitz im Verwaltungsrat der MBS ruhen zu lassen“, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. Unterdessen gerät der frühere SPD-Stadtverordnete auch in der Stadtpolitik unter Druck. „Es ist richtig, dass die Sparkasse zügig prüft, ob es sich hier um einen Verstoß gegen das Brandenburgische Sparkassengesetzes handelt“, sagte SPD-Chef Mike Schubert am Donnerstag.

Im Herbst wird der Verwaltungsrat der MBS neu besetzt. „Für zukünftige Verwaltungsratsmitglieder der Stadt Potsdam soll eine unternehmerische Beziehung mit dem Kreditinstitut nicht nur angezeigt, sondern ausgeschlossen werden“, so Schuberts Forderung.

Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg hält Klemunds Ämterhäufung ohnehin für problematisch. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, fordert er personelle Konsequenzen. „Interessenkollisionen sollten so schnell wie möglich beseitigt werden“, sagte er den PNN. Die Aufklärung müsse so schnell wie möglich vorangetrieben werden. Er erwarte, dass der Hauptausschuss auch über das Sparkassen-Geschäft informiert werde.

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