
© Andreas Klaer
Von Erik Wenk: Klettern, trainieren, heiraten
Saisoneröffnung im Abenteuerpark Potsdam Parcours erweitert, Mitarbeiter gesucht
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Zwischen schwankenden Baumwipfeln klettern, sich an Seilen von Stamm zu Stamm hangeln oder in 10 Metern Höhe auf Holzplattformen verweilen – das kann man entweder in einem Robin Hood-Film erleben oder im Abenteuerpark Potsdam am Brauhausberg, der am Samstag nach der Winterpause seine Pforten wieder geöffnet hat.
Rund 200 Besucher, vor allem Kinder und Jugendliche, haben allein den Eröffnungstag genutzt, um sich in der milden Märzluft Bewegung zu verschaffen. Geschäftsführer Wolfgang Bünten freut sich: „Mit so vielen habe ich heute eigentlich nicht gerechnet.“ Das liegt zweifellos an den Temperaturen, denn mit dem Wetter steht und fällt ein Kletterpark. „Letztes Jahr hat es Anfang April noch geschneit, es hat oft geregnet und dann gab es ein paar extrem heiße Wochen“, erinnert sich Bünten mit unglücklichem Gesicht. Doch dieses Jahr wird gutes Kletter-Wetter bringen, da ist er sich sicher. Ein Highlight der Saison steht bereits fest: Im Sommer wird die erste Hochzeitsfeier im 2008 eröffneten Abenteuerpark stattfinden.
Wer nicht heiraten sondern klettern will, kann dies ab sofort natürlich auch wieder tun, unter anderem auf den zwei Parcours mittleren Schwierigkeitsgrades, die im letzten Jahr neu dazugekommen sind. Nach der Winterpause musste die Anlage mit den 150 verschiedenen Kletterelementen erst wieder in Schuss gebracht werden: „Wir haben zuvor gut drei Wochen mit Wartungsarbeiten verbracht und sind für die Saison gut gerüstet“, sagt Marco Schmidt, Sicherheitsmanager beim Abenteuerpark Potsdam. Nicht nur der TÜV, sondern auch ein Baumgutachter hat dabei die Parcours abgenommen, schließlich „sind die Bäume unser Kapital!“, so Schmidt.
Auch alle Park-Ranger mussten vorher einen zweitägigen Auffrischungskurs mit fünf Prüfungen besuchen, bei dem die Sicherheitsstandards diesmal noch höher geschraubt wurden, so Schmidt: „Die Sicherheit der Parcours lässt sich kaum mehr verbessern; die Ausbildung der Ranger schon.“ Der 34-Jährige mit dem Dreitagebart zeigt in die Höhe: „Dieser Ranger hat heute seinen ersten Arbeitstag überhaupt.“ Dank seiner hervorragenden Prüfungsergebnisse führt der ehemalige Industriekletterer gerade als Privat-Ranger eine Einzelgruppe durch einen der zehn Parcours.
„Guck mal, das Seil hat sich um die Kante gelegt!“, ruft Schmidt einem Mädchen in drei Metern Höhe zu. Er und die Ranger seien vor allem „Animateure und Aufpasser“, und müssten eingreifen, wenn jemand nicht weiter klettern kann oder will. Bis zu 13 „Rettungen“ gebe es an manchen Tagen, so Schmidt: „Meistens, weil jemand auf die Toilette muss.“ 43 Mitarbeiter sind momentan im Abenteuerpark beschäftigt, es sollen aber noch 50 werden, sagt Wolfgang Bünten, Bewerbungen seien also willkommen.
In der neuen Saison soll vor allem der oft von Firmen angefragte Hochseilgarten ausgebaut werden. Auch Dinge wie das Behinderten-Klettern sollen fortgeführt werden: „Gestern hatte ich eine Anfrage von Gehörlosen; auch Blinde sind hier schon geklettert“, sagt Bünten. Der Geschäftsführer ist trotz des Wetters mit der letzten Saison zufrieden, eine Besucherzahl von 50 000, wie in den Jahren 2008 und 2009, sei zwar nicht erreicht worden, aber die Nachfrage steige insgesamt.
Überhaupt gab es 2010 einige Höhepunkte: Unter Anleitung eines Coachs hatte eine Frau in dem Kletterpark ihre Höhenangst überwunden, und sowohl die ‚Mädels’ von Turbine Potsdam als auch die Wasserballer des OSC Potsdam hatten sich 2010 in die Baumkronen gewagt. Nur das Public Viewing zur Fußball-WM habe nicht so funktioniert, räumt Bünten ein.
Doch insgesamt erfreut sich der Abenteuerpark wachsender Beliebtheit, und das nicht nur zum Klettern: 2009 hatte es hoch in den Bäumen sogar einen Heiratsantrag gegeben: „Die Frau war vorausgeklettert und als der Mann dann nachkam, war am Boden ein großes Schild ‚Willst du mich heiraten?’ aufgestellt“, erzählt Marco Schmidt. „Auf der entsprechenden Plattform hatten wir vorher Sektflaschen deponiert.“ Nun wird es die erste Hochzeit im Kletterpark geben.
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