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Ein Pilotprojekt der Klimaforscher will ein Produktlabel für CO2-Emissionen entwickeln Wer die CO2-Bilanz von Waren kennt, kann besser auswählen
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Klimaschutz ist für die meisten Menschen eher ein virtuelles Problem. Wer nicht gerade ein besonders sparsames Auto fährt, auf Fernflüge verzichtet oder sein Haus mit Erdwärme und Solarenergie versorgt, kann sich unter praktischem Klimaschutz kaum etwas vorstellen. Ein Projekt unter der Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) will es den Menschen nun einfacher machen. Es rückt einen ganz alltäglichen Aspekt des Klimaschutzes in den Blick: Produkte des täglichen Gebrauchs. Wie sieht es denn aus mit der Klimabilanz von Kaffee, Waschmittel, Wildlachs, Schampoo oder gar Toilettenpapier?
Wer weiß, wie viel klimaschädliches Kohlendioxid zur Erzeugung der Produkte nötig ist, hat ein Kriterium für einen klimaschonenden Einkauf. Die Unternehmen könnten die Klimabilanz der Produkte auf der Verpackung vermerken, dann könnte der Kunde Waren kaufen, deren Erzeugung mit seinen Vorstellungen vereinbar sind, ähnlich wie bei Öko-Produkten. Eine solche Kennzeichnung könnte eine nicht unerhebliche Wirkung zeigen, werden doch rund 40 Prozent der klimarelevanten Emissionen der Bundesbürger laut Umweltbundesamt durch Ernährung und Konsum verursacht. Bisher haben die Kunden allerdings kaum die Möglichkeit, klimafreundliche Angebote zu erkennen.
Das „Product Carbon Footprint“ Pilotprojekt Deutschland findet unter der Trägerschaft von WWF, des Öko-Institut und des Potsdamer PIK statt. Neun Unternehmen – vom Discounter über die Drogeriekette bis zum Verpackungshersteller – sind beteiligt. Für ausgewählte Produkte sollen die Emissionen an CO2 und anderen Treibhausgasen ermittelt werden. Der so genannte „Product Carbon Footprint“ (PCF), ein Kohlenstoff-Label für Produkte also. „Gemeinsam wird an der internationalen Harmonisierung einer einheitlichen Erfassungsmethodik gearbeitet“, heißt es von der Projektleitung. In diesem Zusammenhang werde auch diskutiert, ob und gegebenenfalls wie eine Kommunikation zum Beispiel in Form einer Kennzeichnung für Waren und Dienstleistungen gegenüber Kunden und Endverbrauchern vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklungen erfolgen kann.
Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung hat nach eigenen Angaben seine Arbeit in jüngster Zeit stärker auf die wissenschaftliche Erforschung konkreter Maßnahmen zum Klimaschutz ausgerichtet. Das aktuelle Pilotprojekt ist nach Ansicht von Dr. Fritz Reusswig, Leiter der Konsum- und Lebensstilforschung am PIK, ein gutes Beispiel dafür. „Der Product Carbon Footprint von Konsumgütern schafft nicht nur die bislang fehlende Transparenz am Markt, die es den Konsumenten zukünftig erlauben wird, ihre Klimaschutzpräferenzen auch in tagtägliche Kaufentscheidungen umzusetzen“, erklärt Reusswig. „Es stellt darüber hinaus ein wichtiges Steuerungselement der ökologischen Modernisierung der Produktions- und Distributionsketten in Richtung Low Carbon Economy dar.“
Vor diesem Hintergrund weist ein Sprecher des Projektes dann auch auf den Klimaschutz als unternehmerische Chance hin: „Führende Unternehmen erkennen die Chance, die ein aktiver Klimaschutz für den unternehmerischen Erfolg bietet“. Neben Rohstoff- und Kosteneinsparungen gehe es auch um eine nachvollziehbare Darstellung von emissionsreduzierten Produkten als Wettbewerbsvorteil im „wachsenden Markt für klimafreundliche Angebote“. „Aktiver Klimaschutz kann zu einem Innovationsschub entlang der Wertschöpfungskette führen.“
Bereits 2007 hatte der Carbon Trust in Großbritannien ein ähnliches Projekt mit der Drogeriekette Boots initiiert, und CO2-Label für Kartoffelchips und Getränke entwickelt. Inzwischen haben sich 15 Unternehmen der Initiative angeschlossen. Auch in Frankreich, Österreich und der Schweiz werden ähnliche Ansätze diskutiert. Daher müssten nun, so die Initiatoren des Projektes, die verschiedenen Ansätze miteinander abgestimmt werden.
Die beteiligten Unternehmen erwarten sich zumeist ein transparentes Angebot für ihre Kunden. „Perspektivisch können wir unsere Kunden anregen, Kaufentscheidungen bewusster zu treffen und ganz persönlich zum Klimaschutz beizutragen“, ist von der Drogeriekette DM zu erfahren, die für ein Toilettenpapier das Label ermitteln lässt. Die Frosta AG wiederum, die ein Fertiggericht ins Rennen schickt, möchte mehr über die CO2-Emissionen lernen, die bei der Herstellung ihrer Produkte entstehen. „Das Ziel ist letztendlich, den CO2-Ausstoß zu senken.“
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