
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Klimaschutz im Klassenzimmer
Vom niedrigen Energieverbrauch zum hohen Umweltbewusstsein – beim Projekt Energiesparschule der Stadt Potsdam sollen sich Schüler und Lehrer mit dem Problem auseinandersetzen.
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Dass der Heizkessel während der Sommerferien brennt, ist hoffentlich Vergangenheit an Potsdams Schulen. Doch Energie zu sparen ist für die Stadt nach wie vor „unsere Hausaufgabe“, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in seiner aktuellen Internet-Kolumne sagt. Schließlich hat sich Potsdam das Ziel gesetzt, bis 2020 ein Fünftel seines Verbrauchs im Vergleich zu 2005 zu senken. Und Schulen sind einer der größten Strom- und Wärmefresser. „Der Energieverbrauch in Schulen liegt bis zu 70 Prozent über dem anderer öffentlicher Gebäude“, sagt Steffi Saueracker vom Netzwerk für Klimaschutz CO2 in Berlin. Grund seien oft bauliche Mängel wie schlechte Dämmung oder alte Heizanlagen.
Seit diesem Schuljahr hat die Stadt deswegen das Projekt „Energiesparschule“ zusammen mit dem Kommunalen Immobilienservice (KIS) und der EBCsoft GmbH aus Leipzig aufgelegt. Nicht nur die Energieverbräuche sollen gesenkt werden – was vorrangig Aufgabe des Hausmeisters ist –, sondern die Schüler und Lehrer sich selbst aktiv mit dem Problem der Energieverschwendung auseinandersetzen. „Umweltpädagogische Bewusstseinsbildung“ nennt die Stadt das.
Damit löst die Energiesparschule das seit 1999 betriebene Programm „Öko-Smart“ ab. Immerhin hat die Stadt bis 2007 ihre Betriebskosten um 1, 5 Millionen Euro gesenkt. Aber zuletzt habe man gesehen, dass „die Motivation der Schulen nachlässt“, sagt KIS-Werkleiter Bernd Richter. Als Anreiz hatte es zwar Geld für Schulen gegeben, immerhin insgesamt 120 000 Euro im Jahr. Doch dass die Prämiengelder an die eingesparte Energie gekoppelt wurden, habe auch zu „enormen Ungerechtigkeiten“ geführt, wie die Stadt einräumt. Denn zum einen habe eine Schule wenig Einfluss auf den Strom-und Heizungsverbrauch von Externen, die die Gebäude für Sport oder Abendveranstaltungen nutzen. Zum anderen könnten nach neuesten Energieeffizienzstandards sanierte oder gebaute Schulen sehr viel weniger einsparen als solche in einem historischen Gebäude.
Aber, bringt es Richter auf den Punkt: „Die beste Technik nützt nichts, wenn wir nicht vernünftig mit den Ressourcen umgehen.“ Deshalb liege diesmal der Fokus auf der Arbeit der Schüler und Lehrer. Und die ist vielfältig: Da haben etwa Zwölftklässler der Lenné-Gesamtschule zusammen mit ihrem Informatiklehrer ein stundenplanabhängiges Heizsystem für ihre Schule entwickelt. Oder Grundschüler der Bruno-H.-Bürgel Schule in Babelsberg haben Stoffbeutel genäht und nach Sansibar geschickt. Angesichts der Unmengen an Plastiktüten, die dort im Umlauf sind, ein „wichtiges Zeichen“, wie Oberbürgermeister Jakobs meint.
„Das gibt volle Punktzahl“, lobt auch Chris Roos die Arbeit der Bürgel-Schüler. Er ist der Projektpädagoge der EBCsoft GmbH, die den Zuschlag der Stadt für das neu aufgelegte Programm bekommen hat. Roos berät die inzwischen mehr als 30 teilnehmenden Schulen, vor allem auch in dem von seiner Firma ausgetüftelten Punktesystem. Das funktioniert so: Die Schulen übermitteln alle Energiespar-Aktivitäten an EBCsoft, die die Projekte prüft und entsprechend dem Aufwand Prämienpunkte vergibt. So gibt eine Unterrichtsstunde maximal 300, ein Projekttag 1000 Punkte. Außerdem senden die Hausmeister monatlich den Strom- und Heizungsverbrauch ihrer Schule an ein sogenanntes Energie-Controllingsystem. Online können die Schulen ihren Verbrauch vergleichen.
Am Ende des Schuljahres werden die Schulen dann für ihr Engagement finanziell belohnt, in ähnlicher Höhe wie bei Öko-Smart. „Es gibt aber eine größere Transparenz in der Verteilung der Gelder als bisher“, sagt Thomas Jandt, Informatiklehrer der Lenné-Schule. „Das Projekt bietet den Schulen vielfältigere Möglichkeiten“, sagt Petra Schäfer, Geografielehrerin am Leibniz-Gymnasium. Ihre Elftklässler haben gemeinsam mit Auszubildenden der Pro Potsdam die Bauplanung für eine energieeffiziente Sanierung von drei Altbauwohnungen entwickelt. „Energiesparen ist bei uns immanenter Bestandteil des Unterrichts“, sagt Schäfer.
Doch nicht bei allen Schulen steht das Thema ganz oben auf der Agenda. „Es ist relativ schwer, in dem vollen Stundenplan auch noch Energiesparen unterzubringen“, sagt Roos. Um den Lehrern die Arbeit zu erleichtern, seien, auch mithilfe der Partnerorganisationen wie NABU und WWF, Unterrichtsmaterialien erstellt worden. Diese sind auf einer Online–Plattform frei zugänglich. Mehr Akzeptanz in der Schule bekomme das Projekt auch durch die „Energiedetektive“ , die jede Klasse wählen kann. Sie sollen immer als Letzte den Raum verlassen und an ganz einfache Dinge denken: Licht ausmachen nach dem Unterricht.
www.energiesparschule-potsdam.de
Grit Weirauch
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