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Flutopfer. Auch die Freiheitsstatue in New York ist vom Klimawandel bedroht.

© dpa

Steigende Temperaturen: Klimawandel bedroht Kulturerbe

Eine Studie warnt vor den Folgen des Meeresspiegelanstiegs.

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Nicht nur Siedlungsräume großer Teile der Weltbevölkerung, sondern auch zahlreiche Weltkulturstätten sind vom Meeresspiegelanstieg durch den Klimawandel bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Ben Marzeion von der Universität Innsbruck. Die Forscher zeigen, dass bereits bei einem Anstieg der globalen Mitteltemperatur um ein Grad rund 40 Kulturstätten unmittelbar vom Wasser bedroht wären. Ein Temperaturanstieg um drei Grad, wie er von einigen Forschern in diesem Jahrhundert erwartet wird, gefährde ein Fünftel des Weltkulturerbes. „136 Standorte würden dann auf lange Sicht unter dem Meeresspiegel liegen“, sagte Ben Marzeion.

Unter anderem wären die Freiheitsstatue in New York, der Tower of London und das Opernhaus in Sydney vom Anstieg der Meere betroffen. Auch historische Stadtzentren in Brügge, Neapel, Istanbul und St. Petersburg und Stätten in Indien und China sind demnach bedroht. Die Wissenschaftler haben für den Zeitraum von 2000 Jahren den zu erwartenden Meeresspiegelanstieg am Computer modelliert und untersucht, in welchen Regionen Unesco-Weltkulturstätten in den kommenden Jahrhunderten gefährdet sein könnten. „Unsere Analyse zeigt, wie ernst zu nehmend die langfristigen Folgen für unser kulturelles Erbe sind, wenn wir den Klimawandel nicht begrenzen“, sagt Anders Levermann. Aktuell beobachten Forscher eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur von 0,8 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit. „Steigen unsere Treibhausgasemissionen weiter an wie bisher, müssen wir bis zum Ende des Jahrhunderts mit einer globalen Erwärmung um bis zu fünf Grad rechnen“, warnt Levermann.

Die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs dürften allerdings für die Bewohner der Küstengebiete weit drastischere Folgen haben als für historische Kulturdenkmäler. So wären küstennahe Gebiete betroffen, in denen heute Millionen von Menschen leben. Bei einer globalen Erwärmung um drei Grad könnten bis zu zwölf Länder weltweit mehr als die Hälfte ihrer derzeitigen Landfläche verlieren. Bei rund 30 Ländern wäre ein Zehntel der Fläche verloren. „Davon sind besonders Inselstaaten in Pazifik und Karibik betroffen, aber auch die Malediven und die Seychellen“, sagt Levermann. Sieben Prozent der heutigen Weltbevölkerung lebt in Regionen, die nach Ansicht der Forscher bei einem Temperaturanstieg um drei Grad ohne Gegenmaßnahmen unter dem Meeresspiegel liegen werden. Würde der Meeresspiegelanstieg bereits heute stattfinden, müssten sich laut Studie mehr als 600 Millionen Menschen eine neue Heimat suchen.

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