
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Klinik der Kuscheltiere
Toys Company sucht Spielzeug zum Aufarbeiten – und zum Verschenken Spenden werden also gern entgegengenommen
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„Wir müssen wieder mal klappern mit unserem Handwerk“, sagt Hannelore Scholtyssek, Leiterin der Dekra Akademie und verantwortlich für die Toys Company. Vor drei Jahren wurde die Werkstatt zum Aufarbeiten gebrauchten Spielzeugs gegründet – und seither hat sie überaus erfolgreich gearbeitet. In der Vorweihnachtszeit hatten jede Menge Puppen, Kuscheltiere, Feuerwehren und Autos den Besitzer gewechselt. Frisch gewaschen oder gereinigt, repariert und neu ausstaffiert wurden sie kostenlos an Kinder übergeben, deren Eltern Arbeitslosengeld II bekommen.
„100 Kinder haben wir zum Nikolaus hier gehabt, dazu Eltern oder Großeltern“, sagt Scholtyssek und erzählt, dass da oft nicht nur die Kinderaugen geleuchtet hätten als sich die Kinder Spielzeuge aussuchen durften. Die Freude habe sich auch auf den Gesichtern der Erwachsenen widergespiegelt. Nun warten schon die nächsten Anwärter auf ein Präsent – und damit wird es leerer in den Regalen der Toys Company, die jetzt noch mit 5200 Spielsachen und Büchern und 2000 Kuscheltieren gefüllt sind. Spenden werden also gern entgegengenommen. Beim Kinderfest in Drewitz, im Club 18 und zum Kindertag in der Kita Märchenland sollen Geschenke übergeben werden. Auch am Stadtwerkefest wird man sich wahrscheinlich mit Glücksrad und Ballwand beteiligen. Mario Menzel, der die Werkstatt managt, nennt als Sammelpunkte die eigenen Werkstätten im Möbelhof 5 – es stehen aber auch Spielzeugsammelboxen im Markt-Center, im Bürgerhaus am Schlaatz und im Weberpark. Manche Firmen wie die Mittelbrandenburgische Sparkasse sammeln auch unter ihren Mitarbeitern und geben die geballte Ladung ab.
Den Spielzeugreparierern kribbelt es nach den Osterfeiertagen wieder in den Fingern. Jeder hat seine Spezialgebiete. Schon die Flure der Toys Company sind hübsch und einladend gestaltet und die Aufteilung der Werkstätten in mehrere Räume gestattet es, dass sich die Kollegen zusammenfinden, die gut miteinander auskommen. „Darauf achten wir besonders“, sagt Scholtyssek. Das gute Betriebsklima zahlt sich aus. Man habe kaum Fluktuation. Mancher findet jedoch eine neue Beschäftigung, andere nehmen an einer Qualifizierung teil, für die meisten ist die Arbeit in der Toys Company jedoch eine angemessene Eingliederung in den Arbeitsalltag. Frank Gliemann zum Beispiel, der Holzspielzeug repariert und dabei eine Engelsgeduld entwickelt hat, meint: „Ich habe hier viel dazu gelernt.“ Manchmal kommt auch etwas zustande, woran die Spielzeuginstandsetzer ihren besonderen Spaß haben. Frank Schneider, der sich bei elektronischem Spielzeug auskennt, hat gerade das Innenleben einer Giraffe wieder in Ordnung gebracht, die wie ein Papagei Vorgesagtes nachplappert. Brigitte Freudenberg schneidert für Ken Hosen, Hemd und Weste, während Barby noch nackt auf ihre Einkleidung warten muss. In der Ansammlung von Kuschertieren hat sich auch ein großer weißer Pelzträger versteckt: Knut als Eisbär-Baby. Sein ehemaliger Besitzer muss ihn besonders heftig geliebt haben, denn die erste Wäsche hat ihn noch nicht völlig gereinigt. Er kommt noch einmal ins Schaumbad.
„Wir beschäftigen 30 Mitarbeiter, die uns von der Arbeitsagentur zugewiesen werden“, erzählt Hannelore Scholtyssek. „Wir gelten sogar schon als bevorzugte Adresse“, sagt sie. Wer zur Toys Company vermittelt wird, hat fast immer große Schwierigkeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, schlägt sich mit einer Behinderung durchs Leben oder hat psychische Probleme, normalen Arbeitsstress auszuhalten. Beim Toys Projekt muss er 80 Stunden im Monat arbeiten und bekommt von der Arbeitsagentur Hartz IV plus Mehraufwandsentschädigung.
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