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Landeshauptstadt: Klinikum-Angestellte demonstrieren für Gleichberechtigung

Ver.di wirft der Ärztegewerkschaft und den Krankenhäusern Spaltung der Belegschaft vor / Klinikum klagt über Rahmenbedingungen

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Innenstadt - Knapp 100 Angestellte des städtischen Klinikums „Ernst von Bergmann“ folgten gestern dem Aufruf der Gewerkschaft Ver.di und beteiligten sich an einer Demonstration gegen die Sparrunden bei Gehältern. Hintergrund der Demonstration vor dem Krankenhaus ist laut Ivo Litschke ein unakzeptables Angebot der Tarifgemeinschaft Kommunaler Krankenhäuser Brandenburgs (TKB), in der auch das Klinikum Mitglied ist. „Wir fordern ein verhandlungsfähiges Angebot von der TKB“, sagte Litschke vor den Klinikbeschäftigten. Am 20. März sollen die Sondierungsgespräche, laut Ver.di-Vertreter wenn möglich gemeinsam mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, fortgesetzt werden.

Das Klinikum verhandelt derzeit sowohl mit dem Marburger Bund über eine Erhöhung der Ärztegehälter als auch mit Ver.di über die Tarife des nichtärztlichen Personals. Die Trennung der Gewerkschaften erfolgte während der bundesweiten Arbeitskämpfe im Vorjahr. Ver.di- Vorstandsmitglied Ellen Paschke machte die Ärztegewerkschaft dafür verantwortlich, dass die Belegschaften nun in „Leistungsträger und Nichtleistungsträger“ getrennt würden. Die Uneinigkeit der Gewerkschaften habe dazu geführt, dass die Belegschaften von der Arbeitgebern gespalten würden.

Die TKB bot zuletzt eine Gehaltssteigerung zwischen drei und 16 Prozent für die Ärzte an. Diese Mehrausgaben müssten jedoch an anderer Stelle kompensiert werden, so ein Sprecher der Tarifgemeinschaft. Ver.di sieht das als Hinweis auf einen weiteren Gehalts- und Personalabbau bei Schwestern, Pflegern und anderen Berufsgruppen der Kliniken.

Im Bergmann-Klinikum mit allen Tochtergesellschaften arbeiten etwa 2000 Angestellte, davon gut 300 Ärzte. „Es wäre unsozial, wenn Krankenschwestern und Pfleger für höhere Ärztegehälter verzichten sollten“, erklärte gestern Mike Schubert. Der Potsdamer SPD-Fraktions-Vorsitzende, der sich in die Reihen des Personals stellte, sieht darin ein „ falsches Signal für den schwierigen Transformationsprozess des Klinikums. Dafür braucht das Haus motivierte Mitarbeiter in allen Berufsgruppen.“ Das Klinikum wird derzeit nach einer Studie von Unternehmensberatern umstrukturiert.

Dies ist laut Geschäftsführer Wilhelm Kahle jedoch nicht alleiniger Grund für die Lage des Klinikums. In den kommenden Jahren müssen die Budgets um fünf Prozent gesenkt werden, sagte Kahle, der ebenfalls zwischen den demonstrierenden Klinik-Mitarbeitern stand. An erster Stelle stehe die Arbeitsplatzsicherung, sagte er. Und: „Wir werden selbstverständlich keinen gegeneinander ausspielen“. Bekam er nach seinen ersten Aussagen noch Buh-Rufe der Belegschaft erwidert, verstummten sie nach seinen weiteren Äußerungen. Krankenhaus funktioniere nur im Team, so Kahle. Jedoch würde das Klinikum im Vergleich zu einem gleichen Krankenhaus wie in Berlin deutlich weniger Geld von den Krankenkassen erhalten. 40 000 Fälle würden in Potsdam jährlich stationär betreut. Ein Krankenhaus in Berlin bekomme für die Behandlung derselben Fälle zwölf Millionen Euro mehr, so Kahle. jab

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