Landeshauptstadt: Klinikum darf weiter expandieren Stadtparlament uneins über Zukunft des Hauses
Das städtische Klinikum „Ernst von Bergmann“ darf weiter expandieren. Am späten Mittwochabend haben die Stadtverordneten ohne Gegenstimmen beschlossen, dass das Klinikum 51 Prozent des städtischen Krankenhauses in Forst im Landkreis Spree-Neiße kaufen kann.
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Das städtische Klinikum „Ernst von Bergmann“ darf weiter expandieren. Am späten Mittwochabend haben die Stadtverordneten ohne Gegenstimmen beschlossen, dass das Klinikum 51 Prozent des städtischen Krankenhauses in Forst im Landkreis Spree-Neiße kaufen kann.
Vorausgegangen war eine Debatte über den Kurs des Klinikums. Ute Bankwitz vom Bürgerbündnis sagte, sie könne bei dem geplanten Kauf kein wirkliches Ziel erkennen, die wirtschaftlichen Vorteile für das Bergmann-Klinikum seien nicht überzeugend dargestellt. „Und wo soll diese Einkaufstour eigentlich enden?“, fragte Bankwitz – auch mit Blick auf die im vergangenen Jahr erfolgte Übernahme des Krankenhauses in Bad Belzig durch das Potsdamer Klinikum. Stephan Worseck von den Linken sagte, er könne für Patienten keine Vorteile durch die Übernahme erkennen: „Dafür liegen beide Standorte zu weit auseinander.“
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hielt dagegen, durch die Zusammenarbeit könnten sehr wohl mehr Patienten nach Potsdam kommen: „Sonst gehen die nach Dresden oder Berlin.“ Der Wettbewerb mit privaten und konfessionellen Krankenhausbetreibern in Berlin und Brandenburg mache es für kommunale Träger nötig, künftig stärker zu kooperieren. Forst sei dabei ein solider Partner, der keine Zuschüsse benötige, so Jakobs. Unterstützung kam von CDU-Fraktionschef Horst Heinzel: „Wenn sich Krankenhäuser nicht vergrößern, dann werden sie irgendwann von anderen geschluckt.“ In diesem Fall aber würde die Stadt ihren Einfluss auf die Gesundheitsvorsorge verlieren, warnte Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos). SPD-Chef Mike Schubert ergänzte, die Expansion sei auch als Reaktion auf den Konzentrationsprozess in der Branche zu sehen: „Das kann man nicht einfach ignorieren.“ Brigitte Lotz von den Grünen sagte: „Wir können froh sein, dass sich unser Klinikum so gut entwickelt hat.“ Dies sei gegen den Trend geschehen, so Lotz – denn deutschlandweit schrumpfe die Zahl der städtischen Krankenhäuser. Dagegen hatte die AOK-Krankenkasse zuletzt unter anderem kritisiert, die Expansion bedeute für die Krankenhauslandschaft in Brandenburg eine unnötige Konkurrenzsituation.
Jakobs erklärte hingegen, dass weitere Kooperationen vorstellbar seien, um konkurrenzfähig zu bleiben. Unter anderem seien Gespräche mit dem Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus geplant. Vor jeder einzelnen Expansionsentscheidung würden Gutachter den Nutzen prüfen: „Wir tun nichts, um den Bestand unseres Krankenhauses zu gefährden.“ HK
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