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Von Henri Kramer: Klinikum: Verdi entscheidet sich für Arbeitskampf Gewerkschaft: „Konsequenz aus der unnachgiebigen Haltung der Geschäftsführung“

Am Klinikum „Ernst von Bergmann“ wird ein Streik bei mehreren Hundert Service-Kräften immer wahrscheinlicher. Gestern Nachmittag entschieden die zuständigen Tarifkommissionen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die seit Monaten andauernden Tarifverhandlungen mit dem kommunalen Klinikkonzern abzubrechen.

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Am Klinikum „Ernst von Bergmann“ wird ein Streik bei mehreren Hundert Service-Kräften immer wahrscheinlicher. Gestern Nachmittag entschieden die zuständigen Tarifkommissionen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die seit Monaten andauernden Tarifverhandlungen mit dem kommunalen Klinikkonzern abzubrechen. „Wir ziehen damit die Konsequenz aus der unnachgiebigen Haltung der Geschäftsführung“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Georg Güttner-Mayer den PNN auf Anfrage.

Güttner-Mayer erklärte das weitere Vorgehen der Gewerkschaft: Beim Bundesvorstand von Verdi werde ein Antrag auf Urabstimmung gestellt. Werde diesem zugestimmt, könne die Belegschaft über den Arbeitskampf entscheiden. Bereits im Mai könne es soweit sein, hieß es.

Bei den Verhandlungen ging es um zwei Themen: Um einen Tarifvertrag für mehr als 300 Mitarbeiter der Service-Gesellschaft, die etwa für die Reinigung, den Patiententransport und den Hol- und Bringedienst zuständig ist. Die Service-GmbH ist eine ausgegründete Tochter der gemeinnützigen und damit steuerlich begünstigten Klinikum-Muttergesellschaft. Verhandelt wurde nach Verdi-Angaben zusätzlich über einen Vertrag für rund 170 Beschäftigte, bei denen die Überleitung in Tochterfirmen geregelt werden sollte. Die Gewerkschaft hatte dem Klinikum vorgeworfen, dabei „gesetzliche Mindestnormen“ aushebeln zu wollen. Das Klinikum erklärte, sein Angebot gehe „über gesetzlichen Regelungen hinaus“. Vergangene Woche waren die Verhandlungen abgebrochen worden. Beide Seiten machen sich dafür gegenseitig verantwortlich.

Im Klinikum wollte man sich gestern nicht weiter zu den neuen Entwicklungen äußern. Klinikums-Chef Steffen Grebner ließ nur ausrichten, „in vielen Mitarbeitergesprächen der letzten Tage“ sei ihm versichert worden, dass „unter den Reinigungskräften die angebotene Erhöhung des Stundenlohns auf 7,50 Euro positiv aufgenommen worden sei“. Darüber hinaus läge die Entscheidung von Verdi offiziell nicht vor, hieß es. „Wir bedauern das sehr“, sagte Sprecherin Damaris Hunsmann. Am vergangenen Freitag hatte Klinikum-Chef Grebner allerdings noch vor Journalisten erklärt, im Fall eines Arbeitskampfes gäbe es Kooperationsverträge mit anderen Unternehmen, um die Patientenversorgung zu sichern. Er gehe aber davon aus, dass er in „zwei bis drei Wochen“ wieder mit Verdi am Verhandlungstisch sitze, so Grebner. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der bei dem Termin am Freitag anwesend war, hatte Grebner unterstützt: „Druckszenarien sind bei Tarifverhandlungen nicht ungewöhnlich.“

Seit etwa zwei Jahren gibt es wegen der Service-Gesellschaft immer wieder Streit zwischen Verdi und der Geschäftsführung des Klinikums. Vereinzelt hat es bereits Warnstreiks gegeben. Das Klinikum gilt als größtes Potsdamer Unternehmen, rund 2000 Mitarbeiter arbeiten in den Mutter- und Tochtergesellschaften. Vergangene Woche hatte sich die Linke in den Tarifkonflikt eingeschaltet und vor einem „Zwei-Klassen-Betrieb“ gewarnt. Der drohende Streik dürfte auch den Aufsichtsrat des Klinikums beschäftigen, der in dieser Woche zusammenkommt.

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