Öko-Lobby im Potsdamer Rathaus verliert Fürsprecher: Klipps Verkehrsplaner Axel Dörrie geht
Potsdams oberster Verkehrsplaner Axel Dörrie verlässt das Rathaus und soll nach PNN-Informationen ins Bundesumweltministerium wechseln. Nun wird ein Nachfolger gesucht.
Stand:
Potsdam - Nach dem Rückzug des abgewählten Potsdamer Baudezernenten Matthias Klipp (Grüne) verlässt sein in verkehrspolitischen Fragen engster Vertrauter das Rathaus: Potsdams oberster Verkehrsplaner Axel Dörrie. Damit verliert Klipps umstrittene Verkehrspolitik, die vor allem auf mehr Radwege und weniger Autos setzte, einen wichtigen Fürsprecher.
Die Personalie bestätigte der kommissarische Nachfolger von Klipp, Stadtplanungschef Andreas Goetzmann, den PNN auf Nachfrage. „Ich bedaure, dass Herr Dörrie ab Februar nicht mehr Bereichsleiter Verkehrsentwicklung der Landeshauptstadt sein wird, weil er eine neue Aufgabe annehmen möchte. Ich wünsche ihm dafür viel Erfolg.“ Nach PNN-Informationen wechselt Dörrie, der unter Klipp vom Radverkehrsbeauftragten zum obersten Verkehrsplaner aufstieg, ins Bundesumweltministerium. Sein Posten im Rathaus ist bereits seit einem Monat öffentlich ausgeschrieben. „Wir gehen davon aus, dass die Stelle zeitnah besetzt werden kann“, sagte Goetzmann.
Zeppelinstraße wird für drei Monate eingeengt
Mit Klipp zusammen hatte Dörrie unter anderem den Ausbau des Radwegenetzes in Potsdam vorangetrieben und seit Anfang vergangenen Jahres für die umstrittene Einengung der Zeppelinstraße für Autofahrer gekämpft, um dort die Schadstoffwerte zu senken. Übrig geblieben ist ein zunächst auf drei Monate begrenzter Modellversuch im Frühsommer. Wie am Wochenende berichtet hat Potsdam im vergangenen Jahr die Grenzwerte für giftiges Stickstoffdioxid erneut in der Zeppelin- und diesmal auch in der Großbeerenstraße überschritten. Klipp hatte stets gewarnt, dass in einem solchen Fall Strafzahlungen an die EU-Kommission drohen. Zwar hatten PNN-Recherchen am Wochenende gezeigt, dass dieses Szenario vorerst eher theoretischer Natur ist. Allerdings drohen Anwohnerklagen, eine solche bereitet der Grünen-Fraktionschef und Anwalt Peter Schüler gerade vor.
Dass das Klipp-Lager in der Bauverwaltung immer weniger Gehör findet, zeigte sich zuletzt in der Debatte um das neue Leitbild für Potsdam: Im ersten Entwurf hatten noch zwei verschiedene Mobilitätsvarianten zur Wahl gestanden: In der ersten wurde den umweltfreundlichen Verkehrsarten wie dem öffentlichen Nah-, dem Fuß- und dem Radverkehr der Vorzug gegenüber dem Auto gegeben, während in der zweiten alle Verkehrsarten gleich behandelt und damit auch der Autoverkehr gefördert werden sollte. Diese letzte Variante hat sich inzwischen in leicht abgeschwächter Form durchgesetzt: Es gelte, die vorhandenen Verkehrssysteme schrittweise zu verbessern, heißt es jetzt. Die Wahl des Verkehrsmittels hänge auch von der persönlichen Lebenssituation ab. Schließlich müsse eine „vielfältige Stadt“ wie Potsdam „Raum für alle Mobilitätsbedürfnisse“ bieten.
Axel Dörrie habe bleibende Eindrücke für eine saubere Mobilität hinterlassen
Angesichts solcher Verschiebungen schrillen bei den Potsdamer Grünen, die als Teil der Rathauskooperation mit SPD und CDU/ANW bei der Suche nach einem neuen Baudezernenten ein gewichtiges Wort mitreden wollen, die Alarmglocken. Grünen-Kreischef Nils Naber sagte am Wochenende auf PNN-Anfrage, städtische Verkehrspolitik im 21. Jahrhundert müsse die „Alternativen zum Auto stärken und motorisierten Verkehr eingrenzen“. Axel Dörrie habe „bleibende Eindrücke für eine saubere Mobilität hinterlassen“, bedauerte Naber den Weggang.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: