Homepage: Klonschaf Dolly und die Wildkräuter Die biologische Invasion des Wunder-Lauchs
Frühlingszeit – Blütezeit. Überall grünt es und viele Pflanzen entfalten ihre Pracht.
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Frühlingszeit – Blütezeit. Überall grünt es und viele Pflanzen entfalten ihre Pracht. Auch im Botanischen Garten der Universität Potsdam. In diesen „Grünen Wochen“ stellen Biologen in den PNN einige besondere Pflanzen vor.
Klonschaf Dolly war eine Sensation, denn die ungeschlechtliche Fortpflanzung, auch Klonen genannt, kommt bei Säugetieren von Natur aus nicht vor. Dagegen pflanzen sich Pflanzen so häufig ungeschlechtlich fort, dass sogar der Begriff „Fortpflanzung“ daher kommt. Gartenfreunde kennen den Vorgang von der Erdbeere, die mit ihren Ausläufern ganze Beete überwuchert. Man kann hier von natürlicher Klonierung sprechen.
Neben Ausläufern gibt es bei Pflanzen auch noch andere Mittel der ungeschlechtlichen Fortpflanzung. Bei manchen Lauch-Arten bilden sich im Blütenstand statt Blüten so genannte Brutzwiebeln, die abfallen und zu neuen Pflanzen heranwachsen. Der Wunder-Lauch (Allium paradoxum) heißt auch Seltsamer Lauch, denn er bildet neben blassgelben Brutzwiebeln noch einzelne weiße Blüten aus, was ziemlich seltsam aussieht. Diese Pflanze stammt aus dem Kaukasus und Regionen am Kaspischen Meer und wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts im damaligen Berliner Botanischen Garten, dem heutigen Kleistpark, kultiviert. Von hier und zwei weiteren verwilderten Populationen aus hat sich der Wunder-Lauch besonders entlang der Havel in Parks und Wäldern massiv ausgebreitet, so dass man im Berliner Raum von einer biologischen Invasion sprechen kann. Wissenschaftler der Universität Potsdam haben nachgewiesen, dass es sich bei den zahlreichen Beständen in der Region tatsächlich um einen einzigen Klon handelt.
Neben den seltsamen Blütenständen fällt besonders der intensive Knoblauchduft auf. Daher wird die Pflanze manchmal „Berliner Bärlauch“ genannt. Die Blätter können ebenso wie die vom Bärlauch zu Salat, Kräuterquark oder anderen leckeren Speisen verwendet werden.
Würde man ein Klonschaf mit Knoblauch füttern, hätte es Knoblauch im Klonbauch. Dies machte sich auch im Aroma seiner Milch bemerkbar. Der gleiche Vorgang ist der Grund, weswegen stillenden Müttern vom Verzehr von Zwiebeln, Knob- und Wunder-Lauch abgeraten wird: Die Inhaltsstoffe dieser Pflanzen sollen bei Säuglingen angeblich Blähungen verursachen. Wer sich dessen ungeachtet für Rezepte mit Wunder-Lauch interessiert, kann am 27. April um 14.30 Uhr am Aktionstag „Delikate Wildkräuter“ im Botanischen Garten teilnehmen (Anmeldung Tel. 0331/ 977 1952). Außerdem ist der Wunder-Lauch in der Ausstellung „In der Spur des Menschen - Biologische Invasionen“ zu sehen. Michael Burkart
Michael Burkart
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