Küchenstudio in Potsdam: Klopfzeichen für die Spülmaschine
Ute Berger entwirft Wohlfühlküchen. Dafür steht sie in ihrem Laden in der Lindenstraße manchmal noch selbst am Reißbrett.
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Fragt man Ute Berger, was ihr Geschäft von anderen Küchenstudios unterscheidet, sagt die kleine Frau ohne zu zögern: „Wir können alle Kundenwünsche erfüllen.“ Und irgendwie glaubt man das, so selbstbewusst, wie es vorgetragen wird. Ute Berger, Inhaberin von Küchen & Raumkonzepte, erklärt: „Wir arbeiten mit keinem speziellen Hersteller zusammen, sondern können überall bestellen. Und was es nicht gibt, wird angefertigt.“ Sei es eine ausgefallene technische Konstruktion, extravagantes Material oder eine komplette Küche, die sich um bereits vorhandene Lieblingsstücke gruppiert, Großmutters altes Buffet mit einbezieht.
Seit 1998 ist Ute Berger in der Lindenstraße. Sie hatte Erfahrungen im Bereich Küchen, vor allem mit Elektrogeräten, nun wollte sie ganze Räume entwerfen. Sie begann mit ihrem eigenen: Für das Geschäft mietete sie das Erdgeschoss in einem Haus, das einst nach einem Bombenschaden neu in die Lücke gebaut worden war. Großzügiger und offener als die kleinteiligen, oft etwas düsteren Altbauten, die die Potsdamer Innenstadt ausmachen. Die Musterküchen von Ute Berger erscheinen in weichem Tageslicht, selbst im Untergeschoss, normale Deckenhöhe, ist viel Platz. Deckendurchbrüche sorgen für überraschende Einblicke und Effekte, und so ist der Showroom keineswegs nur Kubus neben Kubus, Hängeschrank an Hängeschrank. Es ist eine Wohnlandschaft, in der man sich sofort wohlfühlt. Das ist vielleicht das eigentliche Geheimnis: dass es hier gelungen ist, ein stimmiges Ambiente zu schaffen. Natürlich trifft das ganz selten exakt den Geschmack eines Kunden. Aber es zeigt, was Ute Berger kann. Räume gestalten, die funktionieren. Im Kleinen wie im ganzen Großen.
Preisskala nach oben offen
Und immer beginnt es mit einem Gespräch. „Man unterhält sich eine Weile und spürt, ob man zueinander passt“, sagt sie. Dann macht sie einen Hausbesuch. Schaut, wie es in den anderen Räumen aussieht. Es muss ja alles harmonieren, findet sie. Natürlich ist alles auch eine Preisfrage. Wer sich für hochwertige Elektrogeräte auf höchstem technischen Niveau entscheidet, der kann allein dafür eine mittlere fünfstellige Summe loswerden. „Die Preisskala ist nach oben offen“, sagt sie schmunzelnd. Bei ihr bestellt, wer nicht auf jeden Euro schauen muss. Und wenn dann Ute Berger genau dieses für den Kunden tut, ist das die beste Werbung. Einmal habe ihr ein Ehepaar einen Auftrag erteilt, für eine ordentliche Summe „das Schönste, was es gibt“ zu machen. Am Ende waren die Kunden zufrieden – das Budget jedoch nicht ausgeschöpft. Darauf war Ute Berger stolz. „Die meisten kommen zu mir auf persönliche Empfehlung.“ Auf die Frage nach prominenten Kunden schüttelt sie mit verkniffenen Lippen den Kopf. Nein, keine Namen, keine Andeutungen.
Für jedes Küchenprojekt hat sie einen fetten Aktenordner angelegt, echtes Papier zwischen grauen Deckeln. Ute Berger zeichnet noch selbst, ganz traditionell am Reißbrett, dreidimensionale Skizzen, handcoloriert. Manche Kunde nehmen die als Souvenir mit nach Hause und hängen sie in die neue Küche.
Fernbedienung für die Arbeitsplatte
„Die Funktion einer Küche verändert sich langsam“, sagt die Fachfrau. Mehr Gemütlichkeit ist gewünscht. Die Küche ist vielerorts Zentrum des Hauses. Nach einem stressigen Arbeitstag trifft sich dort die Familie. Das sei die Kunst: modernes Design, ausgeklügelte Technik und küchentaugliche Materialien mit einem Wohlfühlklima zu kombinieren. Die Edelstahlarbeitsplatte der Kücheninsel ist vom Ecksofa gegenüber kaum zu sehen, weil schwarze Lackfronten und rotes Kirschbaumholz in dem Ensemble warme Töne erzeugen. Hinter Türen verschwindet, was stören könnte. Manchmal ist selbst der Griff für die Spülmaschine wegrationalisiert – die Tür öffnet sich von selbst nach einem zarten Anklopfen. Ute Berger lacht. Man könne sich ja darüber streiten, ob man mit Herd und Kühlschrank sprechen können muss – aber manche Lösung mache durchaus Sinn. Versenkbare Schranktüren beispielsweise, praktisch, wenn in kleinen Küchen viel Betrieb ist und man sich die offenen Türen nicht ständig um die Ohren hauen will. Oder höhenverstellbare Oberflächen. Aus einer Sitzbank wird per Fernbedienung eine Arbeitsplatte – platzsparend und praktisch, wenn die Köche unterschiedlich groß sind. Ute Berger demonstriert, wie man die ideale Arbeitshöhe ermittelt: Oberarme senkrecht, Unterarme im rechten Winkel nach vorn gestreckt. 15 Zentimeter darunter sollte die Platte sein. Auch Rollstuhlfahrer könnten davon profitieren. Sogar höhenverstellbare Hängeschränke gibt es.
Vier Mitarbeiter hat die Firma, darunter zwei Monteure, einen davon hat Ute Berger selbst ausgebildet. Die betreuen den Kücheneinbau bis zum Schluss, Subunternehmer kommen für Berger nicht infrage. Wenn am Ende alles steht, wird sie manchmal zur Kücheneinweihungsparty eingeladen. Die nördlichste Küche hat sie in ein denkmalgeschütztes Haus auf Hiddensee eingebaut, die südlichste in eine Ferienvilla in Saint-Tropez. Logistisch eine Herausforderung, aber ein Arbeitsplatz mit Meerblick, sagt sie schwärmerisch. Nicht jedes Projekt ist so spektakulär, selbstverständlich entwirft sie auch Küchenzeilen für ganz normale Eigentumswohnungen. Und irgendwie muss es dazwischen ein paar geheime Testkunden gegeben haben, vermutet sie. Bereits zum zweiten Mal wurde ihre Firma vom Magazin Architectural Digest unter Deutschlands beste Händler gewählt. „Ich hatte davon keine Ahnung“, sagt sie.
Lindenstraße 62, Tel.: (0331) 280 44 17.
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