Links und rechts der Langen Brücke: Klubhaus mit Bahnanschluss
Jan Brunzlow über die Wahl der Jugendlichen für einen neuen Standort der Jugendarbeit in der Innenstadt
Stand:
Die Klage über zu wenig Jugendklubs in der Innenstadt wird zu einer undurchsichtigen Debatte. Da wird eine traditionelle Freizeiteinrichtung geschlossen und kein Ersatz geschaffen. So ist zumindest der Eindruck. Alle zeigen mit dem Finger auf die Stadt – dabei gilt es, vor allem eines noch einmal deutlich zu machen: Der Spartacus in der Innenstadt ist vom Lindenpark selbst aufgegeben worden, weil das Jugendhaus den angeschlagenen Verein wirtschaftlich zu sehr belastet hat. Nicht das Jugendamt, nicht der Hauseigentümer und auch nicht die Kommunalpolitik haben diese Entwicklung beschworen, sie sollen den Verein aber nun mit einem neuen innerstädtischen Stammsitz versorgen. Eigentlich kein Problem: Zumindest als Übergangslösung, bis ein geeignetes Gebäude gefunden ist, könnten Räume im Alten Rathaus oder der Schule in der Burgstraße zur Verfügung gestellt werden. Und auch das städtische Wohnungsbauunternehmen Pro Potsdam hat Läden in der Innenstadt, die noch zu vermieten sind. Dies wären ebenso Lösungsansätze wie ein Jugendhaus am mit Steuergeld geförderten Kulturstandort in der Schiffbauergasse – wenn sie politisch gewollt wären. Doch wird in der Stadt eines immer deutlicher: Kein Jugendklub kann so viele Jugendliche an sich binden, wie die 1A-Infrastruktur des Hauptbahnhofes. Zentrale Lage, Kino, Spielhalle, genug Platz zum Quatschen und ein Megastore mit preiswerten alkoholischen Getränken und langen Öffnungszeiten machen den Standort zur scheinbar besten Adresse. Es ist ein Marktplatz und Treffpunkt zugleich für Jugendliche. Vielleicht auch, weil vielen in der Stadt ein grüner Rasen auf der Freundschaftsinsel lieber ist als eine Mischung aus Stadtpark und kulturvollem Staudengarten in zentraler Lage. Aber zurück zum Bahnhof, wo sich vor allem freitags und samstags immer mehr Jugendliche treffen, Bier trinken und dadurch auf Pendler und Passanten störend wirken können. Allerdings ist es auch nicht verboten, sich in einem Einkaufs-Center mit Bahnanschluss aufzuhalten. Und obwohl es immer mehr werden, ist zu bezweifeln, dass ein verstärkter Wachschutz die richtige Antwort auf zunehmende gefühlte Belästigungen ist. Vielleicht hat die Jugend selbst den besten Standort für einen Jugendklub gewählt? Passagenmanagement, Jugendvereine und Stadtverwaltung haben nun zwei Möglichkeiten: Entweder sie vergraulen die Jugendlichen mit unattraktiven Maßnahmen von diesem Standort oder sie gehen auf sie zu. Leere Räume gibt es im Potsdam-Center genug.
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