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Landeshauptstadt: Knick in der Optik

Im Exploratorium steht die Astronomie im Mittelpunkt. Und Fragen wie: Wo sind die Farben in der Nacht?

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Weil unsere Augen nicht scharf genug sehen, können wir Fernsehen gucken. Klingt paradox, aber wer hat nicht schon mal die Nase gegen den Bildschirm gedrückt und mit Entsetzen feststellen müssen, dass sich dort nicht vielmehr als ein paar rote und grüne Punkte tummeln. „So etwa würde ein Adler, der mit einem deutlich besseren Sehvermögen ausgestattet ist als wir Menschen, die Bilder wahrnehmen. Fernsehen würde sich für ihn also nicht lohnen“, erklärt Axel Werner, Kurator des Exploratoriums Potsdam. Am Samstag öffnen sich dort die Pforten zu einer Entdeckertour durch die Welt der Farben und des Lichts. Stein des Anstoßes für die neue Themenwelt „geheimnisvolles Licht und unsichtbare Farben“ war die Erklärung des Jahres 2009 zum internationalen Jahr der Astronomie durch die Unesco. Anders als andere Naturwissenschaftler können Astronomen nicht an den Ort des Geschehens, um ihr Fachgebiet zu untersuchen. „Die Struktur des Weltalls erschließt sich allein über das Licht, daher der Titel“, erklärt Axel Werner. Die neuen Exponate werden dabei in die bereits bestehende Sammlung integriert und für den Besucher – passend zum Thema – durch farbliche Markierungen kenntlich gemacht. Einige von ihnen befinden sich noch im Aufbau, „aber bis Samstag wird alles fertig sein“, beteuert Werner.

Dann erwartet die kleinen Gäste neben einer Wissensrallye auch zahlreiche Experimentierkurse. Gemeinsam mit den Tutoren des Exploratoriums sollen Fragen wie „Wo sind Farben in der Nacht?“ oder „Können Lichtstrahlen um die Ecke scheinen?“ in Lichtgeschwindigkeit auf den Grund gegangen werden. Das Kursangebot könnte durchaus dichter sein, findet Axel Werner. „Aber die räumlichen Kapazitäten geben nicht mehr her“, erklärt er weiter.

Der promovierte Physiker gründete im Juni 2004 zusammen mit Elisabeth Prommer und Ulrich Hienzsch den Verein Exploratorium Potsdam e.V., der die Eröffnung des heutigen Komplexes in der Wetzlarer Straße erst möglich machte. Seitdem finanziert sich das Exploratorium hauptsächlich durch Eintrittsgelder und Spenden. „Mit etwa 60 bis 70 Prozent selbst akquirierten Mitteln schaffen wir das, was keine vergleichbare Einrichtung weltweit schafft“, berichtet Werner stolz. Gegen etwas mehr Unterstützung vom Bildungsministerium hätte er dennoch nichts einzuwenden. Werners Vorschlag: Eintrittsgutscheine an Schulen verteilen. Diese sollen so die Möglichkeit bekommen, die unterschiedlichen Angebote des Exploratoriums mehrmals im Jahr wahrzunehmen. Die Gutscheine könnte das Exploratorium später beim Bildungsminsterium einlösen.

Etwa die Hälfte der jährlich rund 80 000 Besucher sind Grundschüler. Axel Werner sieht hier dringenden Handlungsbedarf. „An Interessierten mangelt es nicht“, ist er sich sicher, „aber die Angebote müssen auch finanziell zugänglich gemacht werden“. evz

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