
© Andreas Klaer
"Genusswerkstatt" in Potsdam: Kochen und moderieren
Heute eröffnet die „Genusswerkstatt“ neben dem Filmmuseum offiziell mit Gastronomie und Events
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Innenstadt - Nachdem das Filmcafé im Marstall lange Zeit leer stand, eröffnet dort heute ab 17 Uhr offiziell die „Genusswerkstatt“ mit Musik und anschließender Vorführung im Filmmuseum. Damit sei ein komplizierter zweijähriger Abstimmungsprozess mit Filmmuseum und Förderverein sowie der Schlösserstiftung beendet, erzählt der neue Pächter Ralph Junick: „Wir mussten die Vorgabe erfüllen, im ältesten Gebäude Potsdams Gastronomie mit dem Filmmuseum zu verknüpfen.“
Der gelernte Koch betreibt in Potsdam weitere Restaurants wie das „Juliette“ oder die „Charlotte“. In der Gestaltung des hohen, langgestreckten Raumes im Marstall musste er sich mit seinem Geschäftspartner Kay Fock, ebenfalls Koch, an Vorgaben der Stiftung halten: etwa dass das Lokal mit seinen 80 Sitzplätzen nur von zwei Eingängen an den Seiten her zu betreten ist, nicht aber durch die hohe Flügeltür an der Stirnseite, die zum Landtag zeigt. Aus Gründen des Denkmalschutzes durften die beiden Gastronomen außen weder den Namen des auf Frühstück, Salate und Pasta spezialisierten Restaurants noch eine Beleuchtung anbringen. Die derzeit 40 Außenplätze haben sie bei der Stadt gemietet.
„Cafés gibt es in Potsdam schon genug“, erklärt Junick das besonders an jungem Publikum orientierte Konzept: „Wir folgen dem Trend, dass viel selbst gestaltet wird, vegane Küche im Angebot und das Essen bezahlbar ist.“ So kann man an einer Theke dem Koch zurufen, dass die hausgemachten Nudeln mit extra viel Knoblauch angerichtet werden sollen. Wer sich lieber bedienen lassen möchte, kann dies unter alten polnischen Industrielampen an den schönen, langen Werkstatt-Tischen tun, die aus dem Holz von Turngeräten gefertigt sind.
Dass die Genusswerkstatt nur zwischen 10 und 19 Uhr öffnet und abends spezielle Events anbietet wie Kochkurse, das Ausrichten von Feierlichkeiten oder Käse- und Weinverkostungen, auch das begründen die Betreiber damit, sich von der Konkurrenz unterscheiden zu wollen. „Viele Leute besinnen sich wieder auf das Handwerk Kochen“, sagt Junick. „Die Jungen wollen wissen, wie man Pasta macht, und wie die rote oder grüne Farbe reinkommt.“ Auch Firmenevents seien möglich. „Wir Köche übernehmen die Moderation – und lassen Leute aus einem Betrieb die Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch zubereiten.“ Kollegen, die man nur in Anzug und Krawatte kenne, begegne man plötzlich mit Schürze und Messer.
Das Filmmuseum sieht die Öffnungszeiten mit gemischten Gefühlen: „Wir würden uns freuen, wenn zu unseren Veranstaltungen geöffnet wäre“, sagt Mitarbeiterin Christine Handke. Die Filmbranche habe auf die Eröffnung gewartet. Der Förderverein des Filmmuseums und die Defa-Stammtische wollen hier tagen. Im Gespräch ist derzeit, das Lokal am letzten Dienstag im Monat im Anschluss an das „Potsdamer Filmgespräch“ länger zu öffnen und bei Veranstaltungen im Foyer Getränke anzubieten. Immerhin hat das Filmmuseum mit den Babelsberger Studios für die Wände alte Filmfotos beigesteuert – und einen Tresen, an dem einmal George Clooney lehnte.
Isabel Fannrich-Lautenschläger
Isabel Fannrich-Lautenschläger
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