
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Kochstelle über offenem Feuer Museumstag: Bouman Haus feierte Jubiläum
Innenstadt - Ute Kamps, Museumsleiterin im Jan Bouman Haus, greift den langen Stiel einer Wärmepfanne aus Messing. Sie freut sich sichtlich, das urtümliche Gerät zum Anwärmen des Bettes den Besuchern zeigen zu können.
Stand:
Innenstadt - Ute Kamps, Museumsleiterin im Jan Bouman Haus, greift den langen Stiel einer Wärmepfanne aus Messing. Sie freut sich sichtlich, das urtümliche Gerät zum Anwärmen des Bettes den Besuchern zeigen zu können. „Vor fünfzehn Jahren haben wir mit einem fast leeren Haus angefangen.“ Am Internationalen Museumstag am Sonntag konnte sie den Besuchern zahlreiche Kostbarkeiten aus dem 18. Jahrhundert zeigen.
Neben dem Vorläufer der Wärmflasche sind es vor allem zwei aufgemauerte Kochstellen im Haus Mittelstraße 8. An einen Herd erinnern diese kaum. Glühende Holzkohle oder ein brennender Holzscheit erwärmten die kupfernen Kessel. Ein mächtiger Abzug, original erhalten, beförderte den Rauch nach draußen. Geplant ist der Aufbau eines historischen Ofens aus schwarzen Kacheln.
Das Jan Bouman Haus hatte den gestrigen Museumstag mit seinem 15-jährigen Bestehen verknüpft und bot den Besuchern kostenlose Führungen durch das Museum, dessen wertvollstes Stück das Haus selbst ist. „Mir ist schon in den 1970er Jahren aufgefallen, dass es ungewöhnlich original erhalten ist“, berichtet Christian Wendland. Der Architekt war 1970 mit der Vorbereitung des Abrisses des Viertels, das sich in einem ruinösen Zustand befand, beauftragt.
Doch vom Institut für Denkmalpflege Berlin und von der Bauakademie gab es Einsprüche gegen die Abrisspläne. Mit einer Muster-Restaurierung in der Mittelstraße 42/43, die heute leer steht, wurde der einzigartige Wert des Ensembles sichtbar. Das heutige Jan Bouman Haus, erbaut 1735, sollte laut Wendland nach dem Abriss-Stop sogar „behutsam angefasst“ werden. Bei einem Vortrag am Sonntag zeigte er Lichtpausen aus dem Jahre 1986, nach denen das Haus als „Dokument der Arbeitswelt der Werktätigen des 18. Jahrhunderts“ restauriert werden sollte. Und als nach der Wende die Wüstenrot-Stiftung ein Sponsoring-Objekt im Land Brandenburg suchte, konnten Wendland und der inzwischen gegründete Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur ein stimmiges Konzept vorlegen. Die Stadt erwarb durch einen Grundstückstausch das schon verkaufte Holländerhaus zurück und am 18. April 1997 fand die Übergabe statt.
Vereinsvorsitzender Hans Göbel berichtet, dass im vergangenen Jahr 10 000 Gäste das mit Dachgeschoss dreistöckige Museum besucht haben. „Fast wären wir am Haus vorbeigelaufen, wir hätten etwas Großartiges versäumt“, zitiert Göbel eine der zahlreichen Eintragungen im Gästebuch. Wer das alte Gebäude besucht, kann sich ein authentisches Bild machen, unter welch einfachen Bedingungen die Menschen im 18. Jahrhundert hier lebten. In dieser Richtung ist die Vervollkommnung geplant. So soll im ersten Stock eine „Grenadierwohnung“ entstehen. Der erste Bewohner sei die Familie eines niederländischen Grenadiers mit zwei Kindern gewesen. Ute Kamps will sogar Kostüme der Grenadiersfrau nähen lassen.
Der Trägerverein des Jan Bouman Hauses muss sehen, wie er finanziell über die Runden kommt. Die früheren akuten Engpässe mit Schließungsdrohungen scheinen überwunden zu sein. Göbel: „Wir erhalten von der Stadt eine jährliche Fehlbedarfsfinanzierung, das hat in den letzten Jahren gut geklappt“. Günter Schenke
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: